Mit Hochdruck arbeitet die neoliberale Bande bekanntlich daran, die verbliebenen Reste des ohnehin äußerst dürftigen Bildungssystemes in Deutschland weiter zu zerstören, um künftig noch schneller an möglichst dummgehaltene, systemkonforme und unkritische "Arbeitsmarkt"-Sklaven zu kommen als dies ohnehin schon der Fall ist. Gestern hat sich zum Teilbereich der Hochschulen wieder einmal der Gärtner vom Deck der Titanic zu Wort gemeldet und im vorläufigen Zwischenergebnis zur Zerstörungsorgie nunmehr die neue deutsche "Kinderuni" ausgemacht:
"Though this be madness, yet there is method in 't." (Shakespeare, 1603) / Dass wir da ideell längst sind und aus der autonomen Hochschule für (potenziell) autonome Jungerwachsene das geworden ist, was Industrie und Stifterverbände wollen, nämlich das genaue Gegenteil, beweist uns dann die Zeit, die für ihren Studienführer neuerdings folgende Reklame macht: "Gemeinsam das passende Studium finden. Unterstützen Sie Ihr Kind bei der Wahl des richtigen Studiums." Und Papa, dessen (und sei's freundlicher) Fuchtel zu entkommen immer ein schöner Hauptgrund fürs Studium war, sitzt aufmerksam neben seinem 16jährigen, damit der bloß nicht auf die Idee komme, den eigenen Entschluss zu fassen, für den er nach G8 und allem ja auch zu jung ist. Studium als Angelegenheit von (außerakademischen) Autoritäten, als eines, bei dem die, die sich bilden sollen, im Grunde nichts mehr zu melden / zu wollen / zu entscheiden haben: wenn das, bei allem Gegacker vom "freiesten Deutschland aller Zeiten", nicht ganz und gar autoritär ist, dann weiß ich auch nicht. / Heute nennt man's freilich marktkonform.
Dieser Text sei jedem ans Herz gelegt - er lohnt sich sehr. Der Bildungsabbau betrifft allerdings nicht bloß die Hochschulen. Ein illustres Beispiel dafür ist das so genannte Turbo-Abitur, über das ich mich schon mehrfach - zuletzt im November 2014 - ausgelassen habe. Damals ging es darum, dass die radikale, völlig irrsinnige Verstümmelung der gymnasialen Oberstufe um satte 33 Prozent (von einstmals drei auf nur noch zwei Jahre) selbstredend massive negative Effekte auf eine Vielzahl von SchülerInnen hatte. Die korrupte Bande hatte daraufhin wegen der lauter werdenden Proteste gegen diesen offenkundigen Affenzirkus der puren Idiotie ihre "völlig unabhängigen" Super-Spezial-Experten losgeschickt, um nach "Lösungen" zu suchen.
Die Super-Spezial-Experten haben damals - oh welch Wunder! - das erwünschte Ergebnis geliefert: "'Weniger Bildung!' ist hier die Losung, und es sollte angesichts der Bologna-Zerstörungen des Hochschulwesens niemanden überraschen, dass diese Katastrophenstrategie nun konsequent nach und nach auch auf die Schulen angewendet wird", schrieb ich damals dazu. Heute habe ich nun einen kleinen, gut versteckten und natürlich sehr wohlwollend-manipulativen Hinweis darauf gefunden, dass die Bande diese Untergangsstrategie in NRW tatsächlich konsequent durchgezogen und die weitere Beschneidung der Curricula nunmehr - in trauter rot-grün-neoliberaler Eintracht (freilich wohlwollend-begeistert begleitet von den schwarzen Schergen der CDU) - beschlossen hat:
Schüler in NRW können aufatmen. Der Schulausschuss im Landtag hat dafür gestimmt, G8-Schüler deutlich zu entlasten. Die neuen Regeln zum Turbo-Abi treten zum nächsten Schuljahr in Kraft. Die Einzelheiten. In NRW stöhnen viele unter dem Druck durch das Turbo-Abi. Viel Lernstress - wenig freie Zeit. Durch die Entlastungen wird es ein bisschen entspannter, das Abi in acht statt in neun Jahren zu machen.
"Aufatmen" können hier jedoch nur die "elitären" Arschlöcher in ihren Prunkvillen - allen anderen sollte der zitternde Angstschweiß auf der Stirne stehen, allen voran der bildungshungrigen Jugend. - Ich hätte fast geschrieben: "Mission accomplished!" - aber selbstverständlich ist auch dies lediglich ein Etappenziel auf dem kapitalistischen Weg zur totalen Verblödung der Menschen, der noch lange nicht sein von "elitärer" Seite ersehntes Ziel erreicht hat. Nach dumpfer kapitalistisch-faschistoider Unlogik ist selbst eine blökende Schafherde noch immer zu gefährlich, zu intelligent, zu unberechenbar für die hohe Herrschaft. Sie werden keine Ruhe geben, solange es die heiß ersehnten Massen der versklavten, stumpfsinnigen Roboterzombies aus der dystopischen SF-Literatur noch nicht ganzheitlich gibt.
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(Restaurierte Fassung des Films "Metropolis" von Fritz Lang aus den Jahren 1925/27)
4 Kommentare:
Gärtner ist ein Gott.
Gärtner ist einfach nur gut. Lese ich jede Woche.
@ MT: Gärtner ist bei mir des Sonntags in der Regel die erste Station, wenn ich mich an einen Rechner begebe.
@Charlie. Richtig so :-). Den darf man nicht verpassen. Ich habe den irgendwann mal für mich entdeckt und lese ihn jetzt wöchentlich. Er bringt die Themen immer so auf den Punkt, dass man da nichts hinzufügen braucht.
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