I
Auf lauten Linien fallen fette Bahnen
Vorbei an Häusern, die wie Särge sind.
An Ecken kauern Karren mit Bananen.
Nur wenig Mist erfreut ein hartes Kind.
Die Menschenbiester gleiten ganz verloren
Im Bild der Straße, elend grau und grell.
Arbeiter fließen von verkommnen Toren.
Ein müder Mensch geht still in ein Rondell.
Ein Leichenwagen kriecht, voran zwei Rappen,
Weich wie ein Wurm und schwach die Straße hin.
Und über allem hängt ein alter Lappen –
Der Himmel ... heidenhaft und ohne Sinn.
II
Ein kleines Mädchen hockt mit einem kleinen Bruder
Bei einer umgestürzten Wassertonne.
In Fetzen, fressend liegt ein Menschenluder
Wie ein Zigarrenstummel auf der gelben Sonne.
Zwei dünne Ziegen stehn in weiten grünen Räumen
An Pflöcken, deren Strick sich manchmal straffte.
Unsichtbar hinter ungeheuren Bäumen
Unglaublich friedlich naht das große Grauenhafte.
(Alfred Lichtenstein [1889-1914], in: "Dichtungen", Arche 1989; Erstdruck Teil I in: "Die Aktion", Nr. 7, 1912; Teil II in: Ebd., Nr. 32, 1912)
5 Kommentare:
https://www.youtube.com/watch?v=AVOVJCGsGLE
@ Jake: Vielen lieben Dank für diesen unerwarteten Videogruß. Ich würde ihn erwidern, wenn ich die technischen Möglichkeiten hätte und meine Fratze dem "Verfassungsschutz" schon bekannt wäre. ;-)
Ich hab' mich sehr gefreut!
Liebe Grüße aus der Irrenanstalt.
P.S.
Was hat sich Troptard eigentlich für das Jahr 2018 an guten Vorsätzen vorgenommen? Eine ganze Menge! Und zwar wie immer nichts! Er hasst Veränderungen und sein grösster Wunsch ist es, dass alles so bleibt wie es ist, und insbesondere, dass er selbst so bleibt, wie er ist.
" Ich will so bleiben wie ich bin, Du darfst." Danke! Endlich mal 'ne Werbung die mein Lebensgefühl voll auf den Punkt bringt.
Der "alte Sack " (deutschsprech) liebt sein Bier, findet Mülltrennung ganz spannend, ebenso Flaschen einsammeln zur Aufbesserung von was eigentlich, diesen ganzen Ideenreichtum der immer wieder aus allen Ecken der bürgerlichen Gesellschaft spriesst, damit möglichst alles so bleibt wie es ist.
Und wenn unsere Qual.medien anmahnen, dass nun endlich mal die Zeit für Reformen gekommen ist, dann weiss ich doch, worauf das hinausläuft, da bin ich doch mit denen auf der sicheren Seite: Weiter so und wie gehabt.
Und mit den Linken, die dem Kapitalismus etwas garantiert nicht zumuten wollen, dass er an seiner inneren Dynamik zugrunde gehen könnte, denen gratuliere ich für ihre Weitsicht, die mir sehr entgegen kommt.
Also ein gutes neues Jahr all denen, die auch 2018 sich nicht mehr vorgenommen haben, als sich zu wiederholen, auf das hinzuweisen, auf all das, was zum wievielten Male bereits durchgekaut wurde, eben auch all das, was auch dieser fragmentierten Linken Gemeinde so viele Bauchschmerzen macht.
P.S.
Oskar Lafontaine muss irgendwie, vom Alter her, besser drauf sein als ich. Der traut sich noch mehr zu, als nur Rente zu kassieren, so wie ich.
Die Partei die Linke, so wie die Linke insgesamt ist voll am abkacken, und schon macht er sich echt schwere Gedanken, wie man die Bedeutungslosigkeit einer staatskonformen Linken wieder mit einer neuen Partei, die dann alle gesellschaftlichen Kräfte einbeziehen soll organsiert.
@ Troptard: Deine Vorsätze gleichen meinen aufs Haar. ;-) Morgen abend werde ich allein auf Dein Wohl eine Flasche Bier öffnen und sie im Gedenken an den "weisen" Lafontaine, der trotz seines hohen Alters noch immer nicht verstanden hat, was Kapitalismus ist und wie man ihn bekämpfen muss, trinken.
Und so nimmt der Irrsinn seinen Lauf.
Liebe Grüße!
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