Samstag, 12. Dezember 2009

Wie die Medienindustrie sich eine Unterschicht erfindet - Über erfundene "Doku-Soaps" im Fernsehen

Doku-Soaps aus dem Problemmilieu gewinnen Zuschauer, seit die Personen und ihre Konflikte frei erfunden sind. (...)

Kein anderes Format hat im zurückliegenden Fernsehjahr derart steile Quotenzuwächse erlebt wie die "Doku-Soap". Der Titel lässt ein authentisches Abfilmen realer Konflikte erwarten. Durchschnittsmenschen von nebenan sollen ihren Alltag vor einer Kamera vorführen oder nachstellen - soweit die Theorie. In diesem Jahr aber wurde das Format grundlegend neu definiert. Marktführer RTL nennt sein liebstes Nachmittags-Genre "Doku-Serie".

Im Abspann jedoch steht neuerdings der Satz: "Alle handelnden Personen sind frei erfunden." Erst mit diesem Paradigmenwechsel von Laien, die sich selber spielen, zu Laien, die fiktive Figuren in ausgedachten Konflikten darstellen, kam der Quotenerfolg. Authentizität fasziniert offenbar umso mehr, je künstlicher sie ist.

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