Montag, 14. Juni 2010

Kriegstreiber USA: Schatten der Angst

Dem Präsidenten eines Staates, gegen den man Krieg vorbereitet, hört man nicht zu. Mit ihm setzt man sich nicht zusammen, man vermeidet jede Kommunikation. Er soll auch nicht in den Medien zu Wort kommen. Das Publikum könnte sonst merken, dass er nicht der Feind ist, als den man ihn beschimpft.

Als Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad am 3. Mai 2010 in New York auf der UN-Konferenz über den Atomwaffensperrvertrag die USA der Aggressivität, des Vertrauensbruchs und der Lüge bezichtigte, hatten die Vertreter der USA und ihrer engsten Bündnispartner – so auch der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland – den Plenarsaal der Vereinten Nationen schon bei Beginn seiner Rede verlassen, ähnlich wie im vorigen Jahr auf der UN-Konferenz gegen Rassismus. Unisono berichteten die Nachrichtensprecher, Ahmadinedschad habe die USA angegriffen und den Konflikt geschürt. Die Medien vermittelten allgemeine Entrüstung über den Eklat, den er verschuldet habe. In der Erregung unterließen sie es leider, auf die Inhalte seiner Rede einzugehen. Was sagte Ahmadinedschad? Er erinnerte daran, dass die Vereinigten Staaten als erste und einzige Atombomben eingesetzt haben und nun damit auch andere Länder, darunter den Iran, bedrohen. Im Gegensatz zu Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea habe der Iran den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet, betonte Ahmadimedschad, bemängelte aber, dieser Vertrag sei "schwach" und "ungerecht", weil er einigen Ländern den Besitz von Atomwaffen erlaube. Ahmadinedschad schlug vor, sämtliche Atomwaffen und ihre Produktionsanlagen zu zerstören. "Wir sagen: Atomkraft für alle, Atomwaffen für niemanden."

Den USA warf er vor, mit ihrer Politik legten sie "Schatten der Angst" über die Welt. "Die USA haben versprochen, die Atombombe nicht gegen Länder ohne Atomwaffen einzusetzen. Aber die USA haben ihre Versprechen nie gehalten. Welches Land soll den USA noch vertrauen?"

Hat Ahmadinedschad Unrecht?

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Anmerkung: Man muss weder Bush, Obama, Merkel, Ahmadinedschad oder welche Staatsoberhäupter auch immer für "nette Menschen" halten - aber die Propaganda, mit der gerade der Präsident des Iran - bei aller berechtigter Kritik, die man an ihm üben kann und muss (genauso wie an allen anderen Staatsoberhäuptern in diesem perfiden Spiel) -, ist doch mit Händen zu greifen (und im Artikel recht ausführlich belegt). Auf allen beteiligten Seiten handelt es sich hier um ein albernes Theater, das mit den wirklichen Gründen, die in den Massenmedien nicht vorkommen, nichts zu tun hat.

Selbstverständlich ist Ahmadinedschad zu widersprechen, wenn er beispielsweise "Atomkraft für alle" fordert - das ist hierzulande ebenso falsch wie im Iran. Genauso falsch ist es aber, wenn die Vertreter des westlichen Kapitalismus (die gegen Atomkraft in den eigenen Ländern nicht das Geringste einzuwenden haben) diesem Mann erst gar nicht zuhören und schon vorher den Plenarsaal verlassen, eine "Diskussion" (die von keiner Seite wirklich gewollt ist) also erst gar nicht zulassen. Das alles hat nichts mit Demokratie zu tun.

Der Artikel endet mit den Worten: "Obamas neue Nuklearstrategie enthält keinen Verzicht auf den nuklearen Erstschlag. Ausdrücklich werden die nuklearen Angriffsoptionen gegenüber Nordkorea und dem Iran offen gehalten. Bei derartig gefühlter Bedrohung wird der Iran um so hartnäckiger nach der Bombe streben – vorausgesetzt, dass das wirklich seine Absicht ist, was er bestreitet." - Und man fragt sich unwillkürlich, ob es für die Menschen auf diesem Planeten wirklich einen Unterschied macht, ob Hinz oder Kunz den roten Knopf betätigt - oder wahlweise verantwortlich dafür ist, dass ein kollabierendes Atomkraftwerk ganze Regionen dieses Planeten inklusive aller Menschen dort exekutiert.

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