Dienstag, 4. Januar 2011

Wikileaks und die Studiengebühren

Ein geleaktes Schreiben des bayerischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst bringt uns zielsicher auf die Idee, dass Studiengebühren gar nichts mit der Verbesserung der Lehre zu tun haben (...)

Um das Dokument in kurzen Worten zusammenzufassen: Die bayerischen Universitäten sitzen auf einem Studiengebührenberg von weit über 100 Millionen Euro, während Studierende in Bayern weiterhin mit je 500 halbjährlichen Euro für ihre Lernwilligkeit bestraft werden. Der Geldspeicher soll nun zügig geleert werden, etwa durch engagiertes Budget-Abfackeln, bevor jemand den Missstand bemerkt.

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Anmerkung: Auch wenn dieses peinliche FDP-Schreiben nicht auf Wikileaks, sondern auf BayernLeaks veröffentlicht wurde, ist der Zusammenhang klar. Wie im Artikel auch angedeutet, sind durch die Hetzjagd auf Julian Assange und die jüngsten Veröffentlichungen auf Wikileaks eine Vielzahl weiterer Plattformen entstanden, die eine ähnliche, wichtige Arbeit leisten.

Zum Thema an sich kann man nur festhalten, dass eine solche Absurdität wie diese aus Bayern kaum überraschen kann. Wer hat denn auch ernsthaft geglaubt, dass Studiengebühren zur "Verbesserung der Lehre" beitragen könnten - in einem System, das Hochschulen zu "Unternehmen" macht? Das ist lächerlich. Ein Unternehmen in diesem kapitalistischen System ist darauf bedacht, möglichst viel Profit zu machen, während die Produkte oder Dienstleistungen sowie die "Arbeitskosten" möglichst geringwertig und billig sein müssen, ohne dass die Kunden das sofort bemerken. In einem solchen System ist es eine logische Folge, dass Studiengebühren (also letztlich "Nutzungsgebühren der Kunden") gehortet werden, um den Profit zu maximieren. Wenn man dann plötzlich bemerkt, dass das bloß nicht öffentlich werden und man das Geld deshalb schnell noch ausgeben sollte (egal wofür), zeigt nur, wie hanebüchen dieses System ist. Gäbe es diesen Veröffentlichungszwang nicht, würden die Gelder selbstverständlich im System versickern - natürlich ohne zur "Verbesserung der Lehre" beizutragen.

Die "unternehmerische Hochschule" ist ein dermaßen groteskes Konzept - es ist schlicht unfassbar, dass es dennoch eingeführt worden ist und dass die neoliberale Bande auch jetzt weiterhin stur daran festhält. Diese Posse aus Bayern, die sicher auch in anderen Bundesländern ihre Entsprechung hat, ist da nur ein weiteres Mosaiksteinchen. Und selbstverständlich ist auch diesmal wieder die FDP an vorderster Front involviert - wie sollte es auch anders sein.

Besonders freuen dürften sich jene Studenten in Bayern, die ihre 500 Euro alle sechs Monate mühsam zusammenkratzen und dafür auf vieles andere verzichten müssen. Hoffentlich hat das spürbare Auswirkungen auf die kommenden Proteste.

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