E-Mail-Empörungsfluten und Protest-Stürme auf Facebook, Kritik von Experten und eine regelrechte Kampagne des Bundes der Steuerzahler - doch obwohl die geplante Diätenerhöhung im Land kollektives Kopfschütteln auslöste, beschloss der Landtag sie am Mittwoch (08.02.2012). Mit 143 Abgeordneten stimmte eine klare Mehrheit für die 500 Euro-Zulage.
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Anmerkung: Man kann nur mit dem Kopf schütteln. Die empörten Kommentare zu dieser WDR-Meldung (auch zu diesem Bericht) verwundern doch sehr: Wie kann es einem Menschen negativ auffallen, dass auch Politiker in einem System, das nun per definitionem auf "Wachstum", Profit und egoistischer Selbstbereicherung beruht, kapitalistisch denken und handeln? Es ist nur logisch, dass diese Leute sich auch in diesem Jahr eine saftige Erhöhung ihrer Bezüge gönnen - das würde in diesem System wohl jeder tun, der darüber selbst abstimmen darf.
Dass es dennoch ein bodenloser Skandal ist, liegt weniger an den handelnden Personen. Das System an sich ist falsch und führt automatisch zu solchen Grotesken. Es liegt doch auf der Hand, dass die so oft beschworene "Eigenverantwortlichkeit" nicht urplötzlich aus dem Eigennutzdenken verschwindet, wenn es darum geht, das eigene Wohl zu mehren. - Es ist nur eine Randnotiz, dass in diesem Bericht des WDR der "Bund der Steuerzahler" zwar erwähnt, aber nicht näher als das benannt wird, was er ist - nämlich eine streng neoliberale Lobbyvereinigung, die alles andere als die Interessen der Normalbürger vertritt.
Interessant ist das Abstimmungsverhalten der Abgeordneten dennoch - hier kann man es genau nachverfolgen. Es fällt auf, dass nur zwei Fraktionen geschlossen gegen diese Diätenerhöhung gestimmt haben - nämlich die Linke und die FDP. Gerade letzteres überrascht doch sehr, da die FDP ja wie kaum eine andere Partei für den propagierten Egoismus und den eiskalten, asozialen Kapitalismus steht.
In den - beim WDR üblicherweise nur sehr schwer zu ertragenden - Kommentaren zu den beiden verlinkten Texten wird unter anderem auch die schon oft wiederholte Forderung nach einem zukünftigen Wahlboykott laut. Ich kann mir solche Kommentare kaum rational erklären - schließlich führt der Boykott einer Wahl ja nicht zu gewünschten Ergebnissen, sondern stärkt lediglich die ohnehin stärkste Kraft. Sinkende Wahlbeteiligungen sind der herrschenden "Elite" vollkommen egal - auch wenn sich nur noch 30, 20 oder 10 Prozent aller Wahlberechtigten an einer Wahl beteiligten, würden sie ihre "Siege" feiern - und wären damit sogar im Recht. Ein Wahlboykott oder die Abgabe eines ungültigen Wahlzettels ist so ziemlich das Dümmste, was man in diesem System überhaupt tun kann. Da zuckt die Bande nur mit den Schultern und beruft sich auf ihre "Mehrheit" - auch wenn es längst keine wirkliche Mehrheit mehr ist. Das könnte sie indes nur dann schmerzlich erkennen, wenn die Mehrheit auch tatsächlich andere Parteien wählte.
Der Kapitalismus ist ein System der egoistischen Selbstbereicherung - und jeder einzelne ist dazu angehalten, diesem Prinzip zu folgen. Wer anderen das vorwirft, nur weil er die Möglichkeit für sich selber nicht sieht, handelt bigott. Entweder man stellt die Systemfrage - oder man lässt diejenigen, die dieses perverse Prinzip erfolgreich befolgen, gewähren und hält einfach den Mund. - Ich persönlich plädiere nachhaltig und vehement für die Systemfrage.
"Traum des Kleinautobesitzers"
(Zeichnung von Karl Holtz, in "Simplicissimus", Heft 39 vom 28.12.1931)
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Anmerkung: Man kann nur mit dem Kopf schütteln. Die empörten Kommentare zu dieser WDR-Meldung (auch zu diesem Bericht) verwundern doch sehr: Wie kann es einem Menschen negativ auffallen, dass auch Politiker in einem System, das nun per definitionem auf "Wachstum", Profit und egoistischer Selbstbereicherung beruht, kapitalistisch denken und handeln? Es ist nur logisch, dass diese Leute sich auch in diesem Jahr eine saftige Erhöhung ihrer Bezüge gönnen - das würde in diesem System wohl jeder tun, der darüber selbst abstimmen darf.
Dass es dennoch ein bodenloser Skandal ist, liegt weniger an den handelnden Personen. Das System an sich ist falsch und führt automatisch zu solchen Grotesken. Es liegt doch auf der Hand, dass die so oft beschworene "Eigenverantwortlichkeit" nicht urplötzlich aus dem Eigennutzdenken verschwindet, wenn es darum geht, das eigene Wohl zu mehren. - Es ist nur eine Randnotiz, dass in diesem Bericht des WDR der "Bund der Steuerzahler" zwar erwähnt, aber nicht näher als das benannt wird, was er ist - nämlich eine streng neoliberale Lobbyvereinigung, die alles andere als die Interessen der Normalbürger vertritt.
Interessant ist das Abstimmungsverhalten der Abgeordneten dennoch - hier kann man es genau nachverfolgen. Es fällt auf, dass nur zwei Fraktionen geschlossen gegen diese Diätenerhöhung gestimmt haben - nämlich die Linke und die FDP. Gerade letzteres überrascht doch sehr, da die FDP ja wie kaum eine andere Partei für den propagierten Egoismus und den eiskalten, asozialen Kapitalismus steht.
In den - beim WDR üblicherweise nur sehr schwer zu ertragenden - Kommentaren zu den beiden verlinkten Texten wird unter anderem auch die schon oft wiederholte Forderung nach einem zukünftigen Wahlboykott laut. Ich kann mir solche Kommentare kaum rational erklären - schließlich führt der Boykott einer Wahl ja nicht zu gewünschten Ergebnissen, sondern stärkt lediglich die ohnehin stärkste Kraft. Sinkende Wahlbeteiligungen sind der herrschenden "Elite" vollkommen egal - auch wenn sich nur noch 30, 20 oder 10 Prozent aller Wahlberechtigten an einer Wahl beteiligten, würden sie ihre "Siege" feiern - und wären damit sogar im Recht. Ein Wahlboykott oder die Abgabe eines ungültigen Wahlzettels ist so ziemlich das Dümmste, was man in diesem System überhaupt tun kann. Da zuckt die Bande nur mit den Schultern und beruft sich auf ihre "Mehrheit" - auch wenn es längst keine wirkliche Mehrheit mehr ist. Das könnte sie indes nur dann schmerzlich erkennen, wenn die Mehrheit auch tatsächlich andere Parteien wählte.
Der Kapitalismus ist ein System der egoistischen Selbstbereicherung - und jeder einzelne ist dazu angehalten, diesem Prinzip zu folgen. Wer anderen das vorwirft, nur weil er die Möglichkeit für sich selber nicht sieht, handelt bigott. Entweder man stellt die Systemfrage - oder man lässt diejenigen, die dieses perverse Prinzip erfolgreich befolgen, gewähren und hält einfach den Mund. - Ich persönlich plädiere nachhaltig und vehement für die Systemfrage.
"Traum des Kleinautobesitzers"
(Zeichnung von Karl Holtz, in "Simplicissimus", Heft 39 vom 28.12.1931)
8 Kommentare:
Sehr treffend. Ich habe mir einige der WDR-Kommentare mal angesehen: Es ist wirklich erschreckend, dass es augenscheinlich doch einige Menschen gibt, die den Unsinn eines Wahlboykotts wirklich verbreiten. Unsäglich.
Prächtig ist die Karikatur, sie symbolisiert das abstruse Wesen des Kapitalismus bzw. das, was Kapitalisten den Menschen als Lebens- und Sinnbild anbieten und vorleben, vortrefflich.
Zur Diätenerhöhung in NRW: Wenn sich Manager und Banker immer größere Schlucke aus der Pulle genehmigen, ganz egal wie es dem Rest der Bevölkerung ergeht, ist es tatsächlich nur logisch, dass Politiker, die sich selbst ja ebenfalls zur "Elite" zählen bzw. bald dazugehören wollen, das ebenso tun. Ich bin allerdings sicher, dass die Ablehnung durch die FDP lediglich (wahl-)taktische Gründe hatte - sie wussten, dass die Erhöhung trotzdem kommen wird und werden sie freudig annehmen.
Ich wollte es so nicht schreiben, Anabelle, allerdings denke ich bezüglich der FDP ganz genauso. Das ist freilich nur eine Vermutung - Belege habe ich dafür nicht.
Eine weitere Vermutung ist dies: All die lautstarken Befürworter eines Wahlboykotts sind größtenteils nur bezahlte Sockenpuppen, die die "Politikverdrossenen" einsammeln und an die Gruppe der Nicht- oder Ungültig-Wähler binden sollen. So wird trotz einer eigentlich vorhandenen Mehrheit ein Politikwechsel verhindert.
Wie gesagt - das sind bloß Vermutungen. ;-)
Vermuten kann man viel :) Ich vermute z.B. daß die meißten der Leute die sich in den Kommentaren beim WDR so aufregen, für sich selbst jeden Geldvorteil in Anspruch nehmen wenn er sich bietet. Ich kenne viele solcher Leute die so drauf sind.
Das unterschreibe ich, Mo. Leute, die vom kapitalistischen Virus infiziert sind, neiden sehr gern anderen das, was sie für sich selbst liebend gern in Anspruch nähmen.
Ich muß ja gestehen daß ich auch so drauf bin und jeden Vorteil in Anspruch nehme der sich anbietet. Das tu ich aber nicht weil ichs geil finde sondern weil ichs muß. Und ich sage auch nicht daß andere das nicht tun sollen. Es ist schon so wie Charlie schreibt: Man müßte die Systemfrage stellen und das Prnziep ändern damit das eben keiner mehr tun muß.
Bei den Politikern finde ichs aber trotzdem etwas pervers denn die haben ja schon sehr gut ausgesorgt und jede Menge Kohle. 500 Euro mehr jeden Monat (und wenns "nur" für die Altersvorsorge ist) wären schon ein Hammer der unvorstellbar ist.
Die 500 Euro wären für nahezu jeden "Normalverdiener" (geschweige denn Rentner, Niedriglöhner oder gar Hartz-Opfer) ein "Hammer", Dede. Darum ging es mir im Text aber nicht. Der Skandal liegt meines Erachtens nicht so sehr darin, dass die Damen und Herren Volkszertreter sich diese erneute Erhöhung gegönnt haben (auch wenn das angesichts ihrer Entlohnung etwas "pervers" ist, wie Du schreibst), sondern eher in der Tatsache, dass es in diesem Land massenweise Menschen gibt, die mit Almosen abgespeist werden (egal ob sie arbeiten oder nicht), während eine kleine Minderheit sich jeden Luxus gönnen kann (ebenfalls egal ob sie arbeiten oder nicht).
Sehr richtig! Wenn man nur darauf schielt, was einem persönlich 500 Euro mehr bringen würden, rutscht man doch auf dasselbe unterste Niveau derjenigen, die sich schamlos an den Töpfen bedienen.
ALLE Menschen müssten genug für ihren auskömmlichen Lebenswandel zur Verfügung haben, nicht nur diejenigen, die sich bedienen können oder die die entsprechende Lobby dafür haben. "Leistung" ist in diesem System doch schon lange kein Maßstab mehr - sonst müssten Menschen, die hart arbeiten, auch wirklich gut verdienen. Das gibt es in Deutschland aber nicht - hier verdienen nur diejenigen gut, die entweder Glück hatten oder Einfluss haben. Wer hart arbeitet, bekommt oft nicht einmal genug, dass es zum Leben reicht (siehe "Aufstocker").
Und diejenigen, die richtig reich sind (die "Superreichen"), müssen überhaupt nicht arbeiten. Wer um Himmels Willen unterstützt ein solches System?
Liebe Anabelle, die Mehrheit der Deutschen unterstützt ein solches System - leider. Die wenigsten Menschen dürften zwar tatsächlich begriffen haben, wie pervers dieses System wirklich ist - aber Dummheit oder Irrglaube können keine Entschuldigung dafür sein.
Wer kapitalistische Parteien wählt (oder gar nicht zur Wahl geht), bekommt Kapitalismus.
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