Freitag, 15. August 2014

Wenn Entenhausen gewalttätig wird, Teil 2: Kiezneurotische Entgleisungen


Ich habe mich vor einigen Wochen schon einmal darüber ausgelassen, was ich davon halte, wenn Menschen sich - aus welchen Gründen auch immer - für Gewalt und Krieg aussprechen (zum ersten Teil geht es hier) - und jetzt hat ausgerechnet der Kiezneurotiker, dessen Beiträge ich ansonsten oft recht amüsant finde und gelegentlich auch sehr schätze, nachgelegt:

Was schreibt man [zu dem Thema brutale Gewalt von Seiten des IS im Irak und Syrien] als Blogger? Nicht viel offenbar. Es herrscht weitgehende Sprachlosigkeit angesichts der unverbrämten Gewalt, die nichts anderes als Gewalt sein will und das auch ganz offen sagt. Was schreibt man da, wenn man wie jeder vernünftige Mensch den Kriegsdienst verweigert hat? Wie wär's mit dem da: Hier hilft kein Appeasement, hier marschiert die Gewalt und sie hackt Köpfe ab. Man muss sie bekämpfen. Mit Gewalt.

Mir stockte schon mehrmals zuvor beim Lesen des Textes der Atem, aber hier habe ich nur noch rot gesehen und mich gefragt, ob dieser Mensch, der zuweilen echte Perlen ins Netz stellt, nun doch zuviele Drogen eingeworfen hat und den Rest seines Verstandes irgendwo im Propagandanebel zwischen NSA, CIA und Al Quaida verloren hat. Auf die grandiose Idee, Gewalt mit Gewalt bekämpfen zu wollen, kommt jeder Jungliberale, CDU-Hansel oder Stammtischclaqueur auf diesem Planeten innerhalb von Nanosekunden - wie eben alle Hirnverbrannten überall auf der Welt seit Jahrtausenden, immer und immer wieder - und die wahnsinnig beeindruckenden Ergebnisse dieses veritablen Denkprozesses auf BLÖD-Niveau durchleidet die Menschheit ebenfalls seit Jahrtausenden, immer und immer wieder. Es ist nicht einmal annähernd abzuschätzen, wieviel Leid und Elend diese prä-steinzeitliche Strategie angerichtet und wieviele unzählige Menschenleben sie gekostet hat - und weiterhin kosten wird, wenn sie weiterhin fortgesetzt wird.

Das mal vorab. Die Argumentationslinie, die der Kiezneurotiker bemüht, um zu diesem wahnsinnig innovativen Schluss zu kommen, ist indes so dermaßen naiv, propagandistisch und absurd, dass es mir zunächst die Sprache verschlagen hat und ich gar nichts dazu schreiben wollte bzw. konnte. Da bemüht er doch ernsthaft barbarische Videos von barbarischen Taten, und schon - Potzblitz! - ist da ein Rechtfertigungsgrund, der - noch dazu alternativlos!! - nach ebensolcher Gewalt gegen die fiesen Mörder und Schlächter und alle ihre Unterstützer schreit, die dann allerdings "berechtigt" sei. Ich halte den Kiezneurotiker nicht für naiv, weshalb ich seit Stunden völlig ahnungslos herumrätsele, wie er denn wohl zu dieser, um es nett zu formulieren, schlichten, extrem fatalen und noch dazu äußerst grotesken "Logikkette" gelangt ist.

Mehrere Dinge sollten auch dem Kiezneurotiker bekannt sein - dazu gehören unter anderem:

1. Kriege produzieren immer Mörder und machen angesichts der erlebten, für unsereins "Wohlbehütete" auch nach schlimmsten Videobildern unvorstellbarer (!) Gräuel aus manchen einstmals vielleicht ganz "normalen", möglicherweise sogar netten Menschen brutale Monster, die auch vor den abwegigsten Grausamkeiten nicht mehr zurückschrecken - sogar dann, wenn sie zuhause weiterhin den braven, liebevollen Papa oder Ehemann spielen. Auf Frauen trifft das im Übrigen auch zu. Beispiele dazu aus der Vergangenheit und auch jüngeren Gegenwart gibt es ja nun zuhauf.

2. Ekelerregende, brutale Morde und Misshandlungen von Menschen gibt und gab es - auf allen beteiligten Seiten - in jedem Krieg. Es dürfte (müsste!) auch dem Kiezneurotiker nicht entgangen sein, dass es bei Liveleak und anderswo im Netz ebensolche, fast identische Videos von Enthauptungen, Verstümmelungen und Ermordungen von Menschen aus allen (!!) momentanen und teilweise auch vergangenen Kriegen (beispielsweise aus Nigeria) gibt. Das ist die Realität des Krieges - da werden stets grausamste Dinge getan, das war bisher immer so und wird wahrscheinlich auch immer so bleiben, bis diese krankhafte Spezies ausstirbt oder sich wider Erwarten doch noch ihres Intellektes besinnt.

3. In einem Krieg gibt es keine Unterscheidung zwischen "Guten" und "Bösen" - wer zur Waffe greift und andere Menschen verletzt oder tötet, ist per definitionem ein Verbrecher. Gerade in Kriegen gilt das ganz besonders, denn da ist es (selbst wenn man es ernsthaft wollte) größtenteils völlig unmöglich, "zivile Opfer" - also die Verletzung oder den Tod völlig Unbeteiligter - auszuschließen.

4. Gewalttätige Übergriffe der jeweiligen regionalen und temporären "Sieger" auf die gegnerischen Soldaten und die unbeteiligte Zivilbevölkerung der jeweiligen Region gehören ebenfalls zum ständigen, immer wiederkehrenden grausamen Repertoire aller Kriege. Neu ist daran allenfalls, dass diese Morde und Folterungen seit einigen Jahren gefilmt und ins Internet gestellt werden. Auch deshalb ist es unverständlich, wie ein denkender Mensch überhaupt auf den Gedanken kommen kann, ein Krieg bzw. ein "militärisches Eingreifen" könne irgendetwas auch nur ganz entfernt Sinnvolles darstellen.

5. Es scheint dem Kiezneurotiker zu genügen, einige - wahrlich schlimme, bösartige - Videos angesehen zu haben um zu dem Schluss zu gelangen, dass offenbar alle tausend, zehntausend, hunderttausend (?) im Irak kämpfende IS-Soldaten sowie alle ihre Anhänger oder Unterstützer brutale Bestien wie diese 5, 10 oder 20 dort zu Sehenden sind. Das halte ich nicht nur angesichts der bestehenden Informationsnotlage zu diesem Thema für hanebüchen und so dermaßen blöd, dass mir die Worte dazu fehlen.

Damit bin ich bei meinem Hauptkritikpunkt diesen Text betreffend angekommen, und der hat mit der Schuldfrage zu tun: Der Kiezneurotiker macht sich gar nicht die Mühe, diese Frage überhaupt zu stellen - für ihn scheint vollkommen klar zu sein: Hier mordet eine brutale Bande, die ständig "Allah!" schreit, während sie ihre wehrlosen Opfer massakriert, und deshalb muss man die Bande ermorden, damit das aufhört. Das ist für eine Kindergartenauseinandersetzung auf Sandkastenniveau vielleicht gerade noch erträglich (obwohl es auch dort schon sowas von falsch ist), hier aber gerät es zur bösen und allzu bitteren Farce. - Nein!!! Hier ist wieder einmal nicht Gewalt eine sinnvolle Antwort (das ist sie nie!), sondern die Auseinandersetzung mit der Frage, wie es denn überhaupt dazu kommen konnte, dass hier wieder einmal eine Religion instrumentalisiert werden kann, um einen perversen Krieg gegen ebenfalls instrumentalisierte Scheingegner, die eigentlich im selben Boot sitzen, zu führen - während die wirklich Schuldigen für die ganze Misere doch gar nicht vor Ort sind, sich klammheimlich ins superreiche Fäustchen lachen und allenfalls noch ein paar "Helfertruppen" in das Gebiet entsenden, das dieselben Truppen zuvor ebenfalls kriegerisch heimgesucht und zerstört haben. Es ist immer und immer wieder dasselbe stupide und trotzdem wie von Geisterhand immer wieder neu funktionierende Spiel, das wir schon seit so vielen, vielen Jahrhunderten kennen.

Ebenfalls ist es ja nun seit Längerem kein Geheimnis mehr, dass der religiöse Fanatismus den Islam betreffend ganz gezielt aufgebaut und gefördert worden ist - und wenn jetzt Zeter und Mordio geschrien wird, wenn die erwartbaren faulen Früchte auf den immer noch bettelarmen Boden im Nahen Osten fallen, ist das - gelinde gesagt - heuchlerisch.

Die brutalen Mörder und Schlächter im Irak - und das gilt gleichermaßen für alle Seiten und für alle Kriege weltweit - muss man nicht "wegmachen" (um die entgleiste, aus dem neokonservativen Baukasten entlehnte Sprache des Kiezneurotikers zu bemühen), die muss man vielmehr verfolgen, inhaftieren (und dabei selbstverständlich human behandeln - es ist schon bezeichnend, dass ich mich dazu veranlasst sehe, das extra zu schreiben) und vor ein unabhängiges Gericht stellen - ganz genauso, wie man das eben in einem Rechtsstaat oder dem merkwürdigen Gebilde, das sich dafür hält, so mit Mördern macht.

Kiezneurotiker, ich bin wahrlich entsetzt - einen so platten und propagandistisch-dümmlichen Text hätte ich Dir ehrlich nicht zugetraut!

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Der Überlebende



(George Grosz [1893-1959], Öl auf Leinwand, 1944)

18 Kommentare:

Mordred hat gesagt…

Grundsätzlich hast Du recht, wenn man Deinen Ansatz global und zeitlich unbeschränkt sieht.
Nur scheint es hier wohl so zu sein, dass die IS schlichtweg völkermord begeht. die schlachten afaik alles und jeden ab, der in ein von ihnen definiertes muster passt. und das tun die wohl bis auf weiteres solange sie gelassen werden. das ist kein krieg mit ein paar kollateralschäden. von daher muss fast jedes mittel recht sein, um sie zu stoppen.
ich bin auch grundsätzlich gegen jeden kriegseinsatz. afghanistan, irak etc. - alles falsch. nur ist das hiermit nicht zu vergleichen.

Lazarus09 hat gesagt…

Völkermord und völkerrechtswidrigen Grausamkeiten alles im Namen des Einen , des Guten . Eum,gut,wie hätte man seinerzeit die Conquistadoren abgehalten sich in Süd-und Mittelamerika zu "engagieren" ? Ach so, klar ..da haben die "Richtigen™" verdient, die seinerzeit aktuelle Kapitalelite, Bibel und "wahrer" Glauben gegen Gold, Land und Sklaven ... heute " Freiheit™ und Frieden™" gegen Macht religiöse Deutungshoheit Bodenschätze. Opfer bringen immer die kleinen Leute die zu bewirtschaftende dummzuhaltene Lemminghirn-Masse die dazu noch jubeln weil stolz auf "ihr" Land "ihre wahre Religion" "ihre Art zu leben" frei nach Rauten-Angie.

Ihr werdet jetzt fragen und was ist die gute Nachricht ?

Alles nix neues , jedenfalls nicht seit 1552 ;-)

Charlie hat gesagt…

@ Mordred: Woher beziehst Du diese Informationen? Reichen Dir auch drei widerwärtige Videos, die Gräueltaten zeigen, als "Beweis"? Und was, bitte, unterscheidet das, was wir dort zu sehen bekommen, von "ein paar Kollateralschäden" anderswo?

Meinst Du allen Ernstes, dass den Menschen, die dort akut in Not sind, tatsächlich geholfen wäre, wenn jetzt verstärkt Bomben abgeworfen und Waffen dorthin geliefert (!!) werden?

Noch einmal: Derlei Übergriffe gab und gibt es in jedem Krieg - immer und überall. Darauf mit noch mehr Krieg, noch mehr Gewalt und noch mehr Waffen zu antworten, ist nur noch zynisch - und letzten Endes neoliberale Strategie.

Liebe Grüße!

Lazarus09 hat gesagt…

Oh Karl dir hat bestimmt keiner erzählt das die pöse islamistischen IS von den friedensnobelpreisgeführten "Guten" unseren freunden ausgebildet und mit Waffen versorgt wurden ..woher kennen wir das noch schnell .. wer erinnert sich noch wie Sylvester Stallone als überlebensgroßer US-Einzelkämpfer mit den tapferen Mujahedin gegen den pösen Iwan in Afghanistan geritten ist !! ... Waia Scheiße die werden heute Taliban genannt und sie Staatsfeind No1 ..die Achse des Pösen ..der Leibhaftige ..screaaaam

merkste was ..? ...es haben wie immer die " Richtigen" verdient .. die " Richtigen" Interessen be-dient ..benutzt und weggeworfen den ausländischen Nutzmensch-Müll ..
und jetzt gibt man die fromme Helene ..

Charlie hat gesagt…

PLEASE don't feed the troll.

Lazarus09 hat gesagt…

Oops ja ich sehe gerade .. dann lösche eben mein Kommentar steht ja sonst für nix da .. cheers

Anonym hat gesagt…

Daß dem normalen Bundesbürger weithin die Hände gebunden sind und er allenfalls eine Meinung haben kann, ist ja nichts neues, aber die Schuldfrage an den Anfang zu stellen, ist schon arg seltsam.
Wir wissen doch kaum was, und da alle lügen, können wir auch nichts wissen. Vll. sind die Struppis der IS tatsächlich zu großen Teilen diese Schlächter, als die sie uns derzeit verkauft werden. Verroht durch jahrelangen Bürgerkrieg, in irgendeiner, sicherlich sehr irrigen Form durch den 'Glauben' legitimiert, haben sie nichts zu verlieren.
Militärische Reaktion kann ja auch abgestuft erfolgen. Rettung der Flüchtlinge, Aufbau eines Drohszenarios, Lüftschläge... Was aber keineswegs erfolgen darf, da gebe ich dir Recht, es dürfen keine Waffen geliefert werden, denn dann steht der nächste, schon absehbare Konflikt ins Haus. Das aber würde bedeuten, der Westen liefert Waffen nur mit Soldaten. das aber möchte hier niemand.

der Doctor hat gesagt…

Auf Menschenrechte.eu wurde das so treffend zusammen gefasst:
"Die Täter, die jetzt dabei sind, die gelbe Sonne der Yesiden für immer zum Erlöschen zu bringen, sind nicht nur die ISIS-Terroristen, die Täter sind mitten unter uns und hochgeehrt, sie sind Präsidenten, Premierminister und Verteidigungsminister, sie predigen die Menschenrechte, während sie Zerstörung und Tod durch eine gegenüber ihren Konsequenzen blinde Politik über andere Völker und Länder brachten.(...)"
Auch wenn ich denke,das eine militärische Zurückdrängung der IS-Terroristen nötig ist ,um humanitäre Hilfe ankommen zu lassen, stimme ich Charlie zu.Einen dritten Irak-Krieg braucht niemand und der nützt auch niemand.Gewalt erzeugt wieder Gewalt.Einfach nur Bomben zu werfen,wird das Problem auch nicht lösen,vor allem nicht langfristig.
Von der Forderung "die Fanatikerhorden weg zu bombardieren und zu vernichten",wie es Karl so schön formulierte,halte ich gar nichts.Sie atmet den selben kriegerischen,faschistoiden Ungeist aus,der erst in in diese Katastrophe geführt hat.Abgesehen davon,das es tief blicken lässt ,wenn jemand Massenmord mit Massenmord beantworten will.
Krieg und Grausamkeit gehören nun mal untrennbar zusammen.Wenn man also künftig solche Grausamkeiten vermeiden will,dann muß man Kriege vermeiden.Jetzt wird zur Unterstützung der humanitären Hilfe eine militärische Zurückdrängung der ISIS notwendig sein.Aber dann unter UN-Mandat und zur Unterstützung der humanitären Hilfe.
Künftig aber brauchen wir einen grundlegenden Politikwechsel.
http://menschenrechte.eu/index.php/meldung-im-detail/items/irak_isis-yesiden.html
Ich fürchte allerdings ,den politisch handelnden fehlt der Wille.

Mechthild Mühlstein hat gesagt…

Du solltest mit dem Kietzneurotiker nicht zu hart ins gericht gehen. Ihn nicht verurteilen, sondern eher fragen, ob das denn sein ernst ist.

Leider kann es sehr schnell passieren, daß man auf propagandalügen reifällt. Vor einigen wochen ging durch die medien, daß die IS die Irakischen frauen allesamt beschneiden lassen wollten. Mein erster gedanke war, daß man dabei doch nicht einfach zusehen könne, der zweite, daß das bei muslimen nicht üblich ist und es sich hierbei um hetzpropaganda handeln könnte, um einen krieg zu rechtfertigen. Einige zeit später wurde diese meldung dementiert, was aber vermutlich nicht unbedingt wahrgenommen wurde. Ich erinnerte mich an die lüge, Irakische soldaten hätten in Kuwait in krankenhäusern die frühchen aus den brutkästen gerissen. Für empörung sorgen, damit das, was empörenswert wäre, gerechtfertigt wird.

Ich kenne den Kietzneurotiker kaum und ich habe seinen artikel auch nicht gelesen. Für mich stünde dann die frage, wie er drauf kommt, daß die gewalt, die nichts anderes als ein resultat der gewalt der westlichen staaten ist, durch gewalt der westlichen staaten beendet werden soll soll. Für mich ist es verständlich, daß Du Dich drüber aufregst - nerven behalten.

Liebe grüße

Charlie hat gesagt…

@ Doctor: Deutlich zusammengefasst hat das auch eine Pressemeldung der IPPNW von gestern. Ein kleiner Auszug:

"Anlässlich der Gewalteskalation im Irak fordert die ärztliche Friedensorganisation IPPNW die Bundesregierung auf, die humanitäre Hilfe drastisch aufzustocken anstatt Waffen und Rüstungsgüter in die Region zu liefern. Das betrifft auch Waffenlieferungen an Saudi-Arabien und Katar. Rüstungsexporte an Konfliktbeteiligte verstoßen gegen die gültigen Richtlinien für Waffenexporte und würden zu einem weiteren Präzedenzfall für spätere Konflikte. Die Bundesregierung müsse zudem auf die Türkei einwirken, Waffenlieferungen an islamische Dschihadisten zu verhindern. Notwendig sei die zügige Einrichtung humanitärer Korridore zwischen den Truppen des 'Islamischen Staats' (IS), den Flüchtenden und anderen Teilen des Iraks durch die UN."

Was die humanitäre Hilfe anbelangt: In diesem seltsamen Video, das der Kiezneurotiker in seinem Beitrag verlinkt hat, wird doch gezeigt, dass die Hilfe bereits jetzt dort, wo sie benötigt wird, ankommt: Da fliegen einige Helikopter mit dem berichtenden Reporter dorthin, werfen einige Ladungen Trinkwasser ab und nehmen ein paar Flüchtlinge auf, die sie aus dem Gebiet evakuieren. Allerdings reicht das wohl bei weitem nicht aus - und wenn in dem äußerst seltsamen Video, das wie zerstückelt wirkt, am Schluss der Reporter schlicht bemerkt, dass eigentlich weitere Flüge zu den Flüchtlingen für diesen Tag, an dem das aufgezeichnet wurde, geplant gewesen seien, diese aber nicht stattgefunden haben - mit der wahnwitzigen Begründung: "Weil das Kerosin fehlte" ... dann wird doch überdeutlich, worauf sich die Hilfe dort nun verstärkt konzentrieren müsste, wenn es denn tatsächlich in erster Linie um das Schicksal der Flüchtlinge in den Bergen ginge.

Im Übrigen pflichte ich Dir völlig bei.

Liebe Grüße!

der Doctor hat gesagt…

Charlie,du hast natürlich Recht.Priorität muß die humanitäre Hilfe haben.Wenn die jetzt ohne Militär schon möglich ist ,umso besser.Mir ging es nur darum Hilfe und Helfer zu sichern.Blindwütiges bombardieren,wie gesagt ,löst eh keine Probleme.
Zu Kietzneurotiker würde ich Mechthild zustimmen.Ich glaube ,er hat den Artikel unter dem Eindruck der Bilder ,und in daraus resultierender,menschlich nachvollziehbarer Wut geschrieben.Ich habe die Erfahrung gemacht,das es Sinn macht eine Nacht darüber zu schlafen.Dann ist die größte Wut verraucht und man ist wieder in der Lage klare Gedanken zu fassen und zu differenzieren.
Liebe Grüße zurück

Charlie hat gesagt…

@ Mechthild: Ich denke nicht, dass ich mit dem Kiezneurotiker zu hart ins Gericht gehe - ich habe ja nicht zufällig geschrieben, was ich ansonsten oft von seinen Blogbeiträgen halte. Ich gehe davon aus, dass er - der ja selber gerne hart austeilt - dies durchaus einordnen kann und richtig verstehen wird.

Ich ertrage diese stetig zunehmende Kriegstreiberei jedenfalls nicht mehr, und wenn diese dann auch noch in Kreisen Einzug hält, die ich eigentlich für einen Teil des viel zu schmalen Bollwerkes gegen diese menschenverachtenden Wahnsinnigen gehalten habe, rege ich mich darüber nicht mehr bloß auf - das ist dann nur noch pure, ohnmächtige Verzweiflung, die sich einen Weg nach draußen bahnt.

Liebe Grüße!

Anonym hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Anonym hat gesagt…

Ausgezeichnete Darstellung, wie man EBEN NICHT auf gewalt reagieren sollte. Warum gibt es diese Bilder? Damit die hemmschwelle für gewalt herabgesetzt wird. Warum werden andere Bilder nicht gezeigt? Damit alle ist das Kriegsgeschrei einstimmen. Dieser Blog zeigt schon immer die IDIOTIE DER GEWALT/DES KRIEGES auf. Egal ob uns schlimme Bilder präsentiert werden oder 283 oder 3.000 Menschen durch Flugzeuge sterben - Gewalt und Krieg ist niemals die Antwort.

Heinz hat gesagt…

Ausgezeichneter Artikel! Gewalt und Krieg ist niemals die richtige Antwort. Dieser Blog beschreibt dies schon immer mit Beispielen aus der Geschichte (aus der niemand lernt). Egal welche Bilder uns gezeigt werden oder ob Flugzeuge 283 oder 3.000 Menschen töten - die Reaktion darf NIEMALS Krieg oder Gewalt sein. Andere Bilder werden/wurden uns ja gerade nicht gezeigt, damit alle in einen Kriegsjubel einstimmen. Kein Krieg hatte die Ursache, die uns präsentiert wird (Sarajewo, Gleiwitz, Tonkin, Brutkasten, Giftgas, WTC..........)

(das Anonym nicht geht bitte vorher sagen oder nicht erst anbieten, sonst schreibt man ewig und alles ist weg)

Anonym hat gesagt…

...oder auch nicht - schweres Neuland

Anonym hat gesagt…

Ich halte Deine Einstellung für naiv aber ich habe auch nie verstanden was Chamberlain 1938 angetrieben hat die Bestie zu füttern. Es gibt im Spektrum der gewaltätigen Organisationen Randbereiche wie IS, Boko Haram (u.a. die roten Khmer, die Tutsi-Schlächter in Ruanda usw.) deren Gewalt nicht unbedingt aus einer Spirale der Ungerechtigkeit entspringt und die man nur mit Gewalt stoppen kann und konnte.

Charlie hat gesagt…

@ Anonym: Das ist wieder so eine Behauptung, der ich (ganz naiv, höhö) entgegnen muss, dass ich sie schlicht hanebüchen finde. Mir zumindest ist nicht ein einziger Fall bekannt, in dem Gewaltanwendung zu einer wie auch immer gearteten humanen, erstrebenswerten Lösung eines Problems geführt hätte.

Dass es mehr als genug Arschlöcher auf diesem Planeten gibt, die aus den unterschiedlichsten Motivationen heraus immer wieder Gewalt anwenden und angewendet haben, steht auf einem ganz anderen Blatt. Wer meint, darauf aber mit ebensolcher Gewalt reagieren zu müssen, begibt sich auf dasselbe präzivilisatorische Niveau der Täter und macht sich damit gemein.

Sind ganze Jahrzehnte der sozialwissenschaftlichen Forschung denn wirklich völlig sinnfrei an dieser Menschheit vorbeigezogen?

Ich kann die Antwort auf diese Frage gleich nachliefern: Ja. Den beteiligten korrupten Figuren ging und geht es nicht um die bedrohten Menschen, sondern einzig um den Krieg, denn der ist im Kapitalismus profitabel für die "Elite". Andere sinnstiftende Gründe für die ewige Fortführung dieser Kriegstreiberei kann ich nirgends entdecken.

Viele Grüße!