Beim "Spiegelfechter" ging es kürzlich zum Thema "Flüchtlinge" hoch her. Rassisten feierten Triumphe, die sprachschwache "Moderation" des Blogs schwieg größtenteils dazu und am Ende bleibt wohl nur die schnöde Vermutung, dass es hier einmal mehr um die billige Reklame für des Bergers neues Buch über das entwaffnend bedrohliche Thema
Ein Gastbeitrag von Altautonomer.
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Zunächst einige unveränderte Zitate aus dem Kommentarbereich des "Spiegelfechters":
Rassismus gab es in Deutschland nur zwischen 1933 und 1945.
98 % aller Einwanderer sind Wirtschaftsflüchtlinge.
Ich sehe Deutsche Rentner die arm sind in Mülltonnen nach Flaschen suchen die nach 45 Jahre Arbeit Mini Renten bekommen Deutsche Hartz IV Empfänger die seziert werden ob Sie nicht doch eine Goldene Uhr besitzen die drangsaliert und schikaniert werden für 1€ Arbeiten sollen jede Arbeit annehmen. Und dann kommen Menschen nach Deutschland die hier nie gearbeitet haben und stellen Forderungen wer kann kontrollieren ob Sie bedürftig sind. Ob Sie nicht Häuser Geld Gold im Ausland haben.
Darauf antwortete Jens Berger exemplarisch:
Wer aus wirklich armen Ländern nach Europa flieht, gehört selbstverständlich in diesen Ländern nicht zur breiten Unterschicht!"
Was wir bräuchten, wäre ein ausgewogenes Einwanderungsgesetz.
Das "echte" Asyl für politisch Verfolgte ist eh eine ganz andere Sache – das würde wohl niemand, der noch bei Verstand ist, kritisieren.
Das alles sind keine Kommentare von Pegida-Webseiten, BLÖD-Leser-Stammtischheinis, PI- oder irgendwelchen NPD-Fan-Blogs. Sie stammen vom Premium-Blog der Aufklärer, Systempressekorrektoren, Gegenöffentlichkeitsherstellern und kritischen Linken des "Spiegelfechters". Hier wurde Rassisten auf einer sich selbst als links resp. linksliberal eingeordneten Plattform unter dem verfassungskonformen Mäntelchen der Gewährung des Rechts auf freie Meinungsäußerung das Diskussionsfeld überlassen. Kritiker fühlten sich durch die rassistenfreundliche Moderation und die dumpfen, als Argumente geadelten Polemiken der Rassisten dermaßen in die Enge getrieben, dass sie sich zum Teil entweder freiwillig verabschiedeten oder eine Sperre provozieren mussten.
Stichwortgeber ist unter anderem der Blogherr, der sich als "Verfassungspatriot" auf die geltenden Normen des Asylrechts beruft, das 1993 seinem eigentlichen Kern beraubt wurde (sog. Asylkompromiss). Dabei geht es im Asylrecht nicht nur um "politisch Verfolgte", sondern beispielsweise auch um sexuelle Asylgründe, wie z.B. Homosexualität oder Vergewaltigung im Heimatland. Dass nur wenig Asylanträge positiv beurteilt werden, liegt nun nicht an den Asylsuchenden, sondern an der verfassungswidrigen, völkischen Rechtsprechung der obersten Gerichte. Und selbst bei abgelehnten Asylanträgen gibt es noch verschiedene Abschiebehindernisse, die zu einem legalen Aufenthalt mit Duldung in diesem Land führen. Berger irrt bzw. vernebelt, wenn er behauptet, das "echte" Asylrecht werde von niemandem kritisiert.
Ich habe schon an anderer Stelle versucht darzulegen, warum sogenannte "Wirtschaftsflüchtlinge" auch politisch Verfolgte im Sinne des Art. 4 GG sind.
Zum ersten Berger-Zitat oben ist zu sagen, dass dies in Einzelfällen zutreffen mag. Warum die "afrikanische Mittelschicht" (Definition?) ihren Nachwuchs mit einem iPhone 6 ausstattet und ihn dennoch sehenden Auges dem drohenden Tod durch Ertrinken im Mittelmeer aussetzt, weiß Berger allerdings nicht zu beantworten.
Besonders skandalös ist aber der - ich bin geneigt zu sagen: schon fast traditionelle - Umgang des "Spiegelfechters" mit Kommentatoren, die sich die Mühe machen, eigene Gedanken oder das Ergebnis sorgfältiger Recherche in die Diskussion einzubringen. Das sorgt beim rassistischen Pöbel natürlich für reichlich Zündstoff und Unmut. Nun könnte doch angenommen werden, dass in einem "linksliberalen" Blog die ernsthaft an einer inhaltlichen Diskussion Interessierten geschützt und die Pöbler von rechts ermahnt bzw. gesperrt werden. Leider ist das Gegenteil der Fall. Das hat aber nichts mehr mit Liberalität, Authentizität, Dokumentationspflicht, Toleranz oder etwa Garantie der "Meinungsfreiheit" zu tun. Es ist vielmehr das logische Ergebnis, wenn sich Typen wie die beiden "Redakteure" vom "Spiegelfechter" anmaßen, Journalisten zu imitieren, nur weil sie früher mal ein Poesiealbum besessen haben. Es drängt sich hier die Vermutung auf, dass die Sucht nach Aufmerksamkeit und kommerziellem Erfolg um jeden Preis einen derartigen Umgang mit rechtsradikalen "Gästen" steuert.
Die Vorstellung des neuen "Knaller-Buches" von Berger generierte seit dem 11.8.2015 nur 14 Kommentare, während das Thema "Flüchtlinge" über 320 Rückmeldungen zu verbuchen hat. Da liegt in der Tat die Vermutung nahe, dass es den Betreibern der Webseite in erster Linie um Krawalldiskussionen mit rechten Trollen und Arschlöchern ging, weil damit eine hohe Kommentarquote erzielt werden kann und gerade die Hohlbirnen angesprochen werden, die zu den potenziellen Käufern des Berger'schen Fußball-Mists zählen.
Deshalb gilt mein besonderer Dank der Kommentatorin "Marie" und dem feynsinn-Stammkommentator "R@iner", die in dieser allzu mühseligen und letzten Endes sinnfreien Debatte viel zu lange ausgehalten haben.
5 Kommentare:
600.000 Menschen stellten 2014 Anträge auf Asyl in Ländern der Europäischen Union (200.000 von ihnen in Deutschland), etwa eine Million könnten es 2015 werden (Deutschland rechnet für dieses Jahr mit 650.000 Asylanträgen). Zum Vergleich: Die Türkei nahm 2014 allein 1,6 Millionen Flüchtlinge auf, Pakistan 1,5 Millionen, der Libanon 1,2 Millionen (Libanon hat ca. 6 Millionen Einwohner_innen), Iran knapp 1 Million, Äthiopien 660.000, Jordanien 650.000.
Von den ca. 275.000 Menschen, die illegal in die Europäische Union einreisten, kamen 80 Prozent auf dem Seeweg. Etwa 3.400 Menschen ertranken. Die meisten Menschen, die über das Mittelmeer per Boot nach Europa fliehen, kommen aus Kriegsgebieten oder Diktaturen. Aus Syrien: 85.969 Menschen, Eritrea: 49.215 Menschen, Afghanistan: 36.808 Menschen, Tunesien: 31.162 Menschen, Somalia: 19.618 Menschen, Nigeria: 18.511 Menschen, Palästinensergebiete: 15.280 Menschen (vor allem wegen des Gaza-Krieges 2014), Mali: 14.954 Menschen, Gambia: 12.151 Menschen, Ägypten: 8.802 Menschen.
(Zahlen für 2014, Quelle: Frontex)
Fluchtgründe und -ursachen sind nicht nur Kriege und Waffenexporte der Industrieländer. Bereits 32 afrikanische Staaten haben Freihandelsabkommen mit der EU abgeschlossen, die deutlich zum Vorteil transnationaler Konzerne sind. Die Ausbeutung von Rohstoffen bilden darin ebenso eine Kontinuität wie neokoloniale Strukturen: Überfischung oder Landgrabbing und eine Landwirtschaft, die auf Export ausgerichtet ist statt auf Ernährungssouveränität, bleiben Realität.
In Richtung der exportierten Waffen bewegen sich zudem deutsche Touristen. Jahr für Jahr zieht es Millionen Europäer_innen an die »Traumstrände Marokkos« (Thomas Cook), in die »faszinierenden Wüstenlandschaften« Tunesiens (dein-reiseportal.de), nach Ägypten, das »Urlaubsparadies am Roten Meer« (dertour.de), und in die Türkei. Sie nutzen oft dieselben Routen (in umgekehrter Richtung), auf denen die Migrant_innen unterwegs sind. Nur zahlen sie nicht mehrere Tausend Euro für lebensgefährliche Plätze auf überfüllten Schlauchbooten, sondern können für wenig Geld eine Fähre oder ein Flugzeug besteigen. Im Sommer, wenn sich die Wege der Flüchtenden und der Urlauber_innen kreuzen, zeigt sich das brutale Machtverhältnis am Mittelmeer in aller Deutlichkeit. (Quelle ak)
"Berger bitte zur Rampe!"
Wenn der Michel, so wie von flatter aktuell umrissen, nicht mehr ungestört von angeschwemmten Leichen ertrunkener Flüchtlinge an den Stränden des Mittelmeeres Urlaub machen kann, oder seinen wohlverdienten Feierabendvolleyball in der kommunalen Turnhalle spielen darf, weil dort Flüchtlinge untergebracht wurden, dann rastet er -seiner wenigen, noch verbleibenden Privilegien beraubt- schon mal aus.
Das neue, von Wellbrock beim SF zur Diskussion gestellte YT-Video untermalt den antirassistischen Song mit Bildern von ökonomisch erfolgreichen jungen Menschen, die ihrem Aussehen nach einen familiären Einwanderungshintergrund haben. Das ist das Boateng-/Özil-Schema, das den Nützlichkeitsaposteln zeigen soll, wer in Deutschland eine Chance auf gesellschaftliche Akzeptanz hat. Nämlich diejenigen, die "uns" (@de) Vorteile bringen. Der Kontext von Bild und Ton hält den Rassisten den Spiegel vor. Denn diese Menschen im Video sind 100%ig im Sinne Bergers Vorstellungen über Zuwanderungsregelungen im Sinne der Straßenverkehrsordnung:
(http://narrenschiffsbruecke.blogspot.de/2015/03/jens-berger-der-einwanderungsrampe-uber.html).
Zitat Berger:
"Dennoch gibt es natürlich auch ganz rationale Argumente, die für ein derartiges Zuwanderungsgesetz sprechen. Wer die Frage des Lebensunterhalts komplett ausblendet, sorgt schlussendlich nur dafür, dass Armut einwandert und die Gesellschaft mit den Kosten für diese Armut alleine gelassen wird. Dieser Punkt darf nicht ignoriert werden, sonst spielt man ohne es zu wollen den Rechtspopulisten in die Hände."
"Vor allem im angloamerikanischen und zunehmend auch im deutschen Marketingbereich suchen sich Unternehmen für ihre PR gerne “Stock-Photos” aus, in denen es multi-kulturelle zugeht – mindestens ein Farbiger, ein Asiat und natürlich rund 50% Frauenanteil scheinen Pflicht zu sein, wenn man sich öffentlich präsentieren will. Mit der Realität hat dies jedoch so überhaupt nichts zu tun. Oder um es mal böse zuzuspitzen: “Der Herr Neger taugt PR-technisch vor allem dazu, auf PR-Photos herum zu lächeln – ansonsten bleibe er doch lieber jenseits des Mittelmeers”." (Jens Berger, heute)
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/132148/kultur-am-montag-mit-den-goldenen-zitronen#comment-395888
Und wie sieht der Herr Berger die Realität denn so...?
Und 50% Frauenanteil ist natürlich total daneben!
Und das "zugespitzte" N-Wort-Zitat, von wem stammt das eigentlich?
Oh, von Berger selbst. Wie praktisch...
(So, Gerd, nun musst du aber hier selbst für weiteres Publikum sorgen. Und wenn du mal wieder Hilfe brauchst, dann meldest du dich einfach wieder.)
Nachtrag fürs Narrenschiff-Archiv: Der WDR-Fernsehrat hat die Sendung von Frank Plasberg "Hart aber fair" mit Sofia Thomalla und Anne Wiezorek am 2.3.2015 aufgrund vieler Beschwerden zum Thema Gleichberechtigung als frauenverachtend gerügt. Daraufhin wurde der Stream komplett aus der Mediathek entfernt. Plasberg will sich nicht dazu äußern.
Eigentlich sollte das Anlass zur Freude sein, doch in diesem Fall meine ich, dass eine derartige Sendung als Dokument über das Gebaren eines selbstherrlichen Moderators (Grimme-Preis-Träger) und über die frauendfeindlichen Argumente der Gäste im Archiv verbleiben sollte. Wellbrocks Moderatorenfunktion war in dem von mir ktitisierten Fall dagegen unterirdisch.
Mit schärfsten Grüßen!
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