Freitag, 2. Oktober 2015

Kapitalistische Propaganda: Nein, nein, nein!


Eigentlich muss eine solche Meldung, wie ich sie kürzlich wieder einmal bei n-tv lesen durfte, nicht mehr kommentiert werden - der Irrsinn, der einzig aus wiedergekäuten Propagandahülsen der kapitalistischen Mafia - diesmal ausgerechnet vom besonders widerwärtigen Zweig McKinsey - besteht, übertrifft locker jeden Propagandabeitrag der "Aktuellen Kamera" aus der seligen DDR. Trotzdem sollte man sich das in einer ruhigen Minute einmal durchlesen, um den absurden Grad der Realitätsferne überhaupt noch abschätzen zu können, in dem hiesige Medien sich inzwischen bewegen - und n-tv ist dabei beileibe kein Einzelfall, sondern tatsächlich ein repräsentatives Exempel für die komplett degenerierte Landschaft der Massenmedien in diesem verkommenen Land: "McKinsey-Report zu Unternehmen: Die fetten Jahrzehnte sind vorbei".

Ich wünsche viel Spaß bei der Lektüre. Dieser Text enthält keinerlei Fakten, dafür aber umso mehr heilige Glaubenssätze der kapitalistischen Doktrin und natürlich entsprechend viele bunt schillernde Lügen, welche die bedauernswerten Balken sich nicht nur biegen, sondern gleich dreifach aufrollen lassen. Eine intellektuelle Demontage dieses Textes ist schlichtweg redundant - ich könnte einige Satzzeichen und Füllworte stehen lassen, der Rest fiele ausnahmslos der inzwischen nur noch satirischen Kritik anheim. Es juckt mir zwar in den Fingern, diesen offensichtlichen Stumpfsinn auseinanderzunehmen, aber zuweilen kann ich mich auch beherrschen.

Ich stelle mir an dieser Stelle lieber einmal mehr die Frage, wie es sein kann, dass derartige Kothaufen kontinuierlich, also immer wiederkehrend, in halbwegs "seriösen" Medien publiziert werden können, ohne polternde Widersprüche und brüllende Gegenwehr auszulösen - und zwar nicht nur bei LeserInnen, sondern auch intern. Ist die kapitalistische Religion inzwischen tatsächlich schon so tief auch in der sogenannten "kritischen Intelligenz" verankert, dass das niemandem mehr auffällt? Oder ist die Resignation angesichts des ständig wiederholten Stumpfsinns bereits so weit fortgeschritten, dass Menschen, die den Irrsinn bemerken, ihn gar nicht mehr wirklich wahrnehmen bzw. ihn konsequent ignorieren?

Letzteres stelle ich bei mir selbst ja bestürzenderweise fest: Je öfter ich einen solchen esoterisch-kapitalistischen Blödsinn lese, welcher mit der furchtbaren Realität der Menschen auf diesem Planeten soviel zu tun hat wie irgendein blitzeschleudernder Zauberer aus irgendeinem Computerspiel, desto schneller tendiere ich dazu, den Quatsch kopfschüttelnd wegzuklicken und mich wichtigeren Dingen zuzuwenden. Genau das ist aber ein sehr böser Fehler - denn ebenso kontinuierlich und stoisch wie die fortdauernde Propaganda muss auch die Kritik sein, wenn sie Wirkung entfalten soll. Das laute, überdeutliche "NEIN!" muss uns ins Blut übergehen - ansonsten sind Hopfen und Malz ohnehin wieder einmal heillos verloren.

Selbstverständlich betrifft das nicht einzig die perversen Heilslehren der kapitalistischen Ökonomie, sondern sämtliche anti-aufklärerischen, konservativen, esoterisch-religiösen Tendenzen, die in dieser untergehenden Welt einmal mehr so mannigfaltig ihre irrsinnigen, dem Verfall gewidmeten Blüten bilden.

Mein kleiner Widerstand bleibt ein lautes, hoffentlich nicht zu überhörendes "NEIN!"

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Aktuelles: Personifikation der reaktionären Zeitung



(Lithografie von Honoré Daumier [1808-1879], in: "Le Charivari", 1833)

2 Kommentare:

epikur hat gesagt…

Ich kenne jemanden der bei McKinsey arbeitet, viel Geld verdient und ganz stolz von seinen Reisen nach Katar erzählt, wo er reiche Unternehmer berät. Diskussionen sind mit ihm zwecklos. Es sind tatsächlich Glaubenssätze, eingewickelt im wissenschaftlichen Anzug. Gleich im Eingangssatz steht nicht zufällig:

"Für Konzerne, die an der Spitze bleiben wollen, haben die Forscher drei Erfolgsregeln herauskristallisiert.

Forscher. Aha.

Charlie hat gesagt…

@ epikur: Über McKinsey gäbe es in der Tat eine Menge zu sagen - das sprengte allerdings den Rahmen eines Blogs. Es sei beispielhaft nur daran erinnert, dass die asoziale "Tafel"-Bewegung von dieser "Unternehmensberatung" initiiert wurde - und auch in anderer Hinsicht fördert dieser erzkapitalistische Verein die Auflösung des Sozialstaates nach Kräften, indem immer mehr soziale Leistungen von der (garantierten, also im Zweifel für jeden Bürger auch einklagbaren) staatlichen Seite auf private (also willkürlich zu bewilligende oder vorzuenthaltende) "Charity" verlagert werden sollen. Ein beredtes Beispiel dafür ist das maßgeblich von McKinsey getragene Projekt "startsocial". Auf der Internetseite heißt es dazu:

"Die Geburtsstunde von startsocial schlug bei einem Abendessen beim damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder im Juni 2000. Vertreter großer und kleiner Unternehmen, die sich um den Aufbau der „Tafelbewegung“ in Deutschland verdient gemacht hatten, waren geladen. Die Frage, die man diskutierte, war: Wie kann man dem sozialen Engagement im Jahr 2001, dem Internationalen Jahr der Freiwilligen, neue Impulse geben? Den Ball aufgenommen hat damals Dr. Dieter Düsedau von McKinsey & Company. Ein Businessplanwettbewerb für soziale Organisationen, der die Arbeit Freiwilliger ins Zentrum stellt, entstand. Seit Beginn sind McKinsey & Company und die ProSiebenSat.1 Media AG Hauptförderer und Motor für den Wettbewerb. Bisher wurden elf startsocial Wettbewerbe ausgeschrieben, bei denen neben den beiden Gründerunternehmen jeweils weitere Förderer beteiligt wurden. Um der Initiative eine dauerhaftere Basis zu geben, wurde im August 2003 der gemeinnützige Verein startsocial e.V. mit Sitz in München gegründet. Die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel übernahm nach ihrem Amtsantritt 2005 die Schirmherrschaft für startsocial und hat sie bis heute inne."

Dem muss man nichts weiter hinzufügen - hier fügen sich alle Puzzleteile schmiegsam ineinander und wir wissen, in welcher korrupten Hölle wir leben.

Liebe Grü0e und danke für die Ergänzung!