Im Wust der ständigen Berichte über die "Flüchtlingskrise", die tagesaktuellen Katastrophenmeldungen aus aller Welt und sonstigen mehr oder minder relevanten Nachrichten ist ein kleines Detail fast untergegangen, das als fast schon "klassisches" Beispiel für politische Korruption gelten darf. Es geht um die Rolle des Radikal-Kapitalisten Friedrich Merz (CDU) im Zusammenhang mit dem Bankenskandal um die WestLB. Beim WDR findet sich ein kleiner Artikel dazu, in dem es unter anderem heißt:
Merz war persönlich als Bevollmächtigter für den Verkauf der WestLB eingesetzt worden. Im Juni 2010, kurz nach der Landtagswahl und dem Regierungswechsel in NRW, sei sein Vertrag unterschrieben worden. Damals noch vom scheidenden CDU-Finanzminister Helmut Linssen. (...) Bekannt ist, dass Merz ein Honorar von rund 5.000 Euro pro Acht-Stunden-Tag ausgehandelt hat. Nach WDR-Informationen kommen zu diesem Tagessatz noch die Mehrwertsteuer und eine Überstundenvergütung hinzu. (...) Insgesamt sind nach WDR-Informationen in der rund einjährigen Tätigkeit gut 1,1 Millionen Euro an Merz und seine Kanzlei geflossen. (...) Dass er letztlich keinen Erfolg beim Verkauf der Landesbank hatte, sei nicht seine Schuld, beteuert er.
Trotz dieser Fakten entblödet sich der Autor nicht, Merz völlig ironiefrei mit Attributen wie "aufgeräumt", "voller Elan" und sogar "eloquent" zu
Da soll noch jemand behaupten, durch die Bankenkrise sei "Geld vernichtet" worden - auch der WDR-Autor spricht in diesem Zusammenhang, wie in den Massenmedien üblich, irreführend von einem "Milliardengrab". Die Kohle hat, wie immer in solchen Fällen, lediglich die Besitzer gewechselt - und ein kleiner Teil dieser Milliarden ist im Säckel des Friedrich Merz gelandet. Korruption gehört in Deutschland längst zum Alltagsgeschäft - und zwar nicht nur in der Politik, auch wenn sie dort bisweilen noch semi-öffentlich stattfindet bzw. etwas schneller auffliegen kann. Ernsthafte Konsequenzen hat das in den allermeisten Fällen jedoch nicht.
Auch beim WDR wird übrigens die Frage gar nicht gestellt, wer auf die absurde Idee gekommen ist, eine hoch verschuldete staatliche Bank verkaufen - also "privatisieren" - zu wollen. Dass dies schon bei "gesunden" Betrieben stets nur zum massiven Nachteil aller mit Ausnahme der "Investoren" ausgeht, ist inzwischen doch eine Binsenweisheit - auch wenn diese bei den Handlangern des Kapitals in der Politik selbstredend nie ankommt.
Die Verkommenheit dieses Landes, dieses Systems, seiner Medien und selbsternannten "Eliten" nimmt immer groteskere Formen an.
"Wie fleißig du warst, mein guter Junge! Kaum zwei Monate Abgeordneter und schon ein Automobil!"
(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 49 vom 02.03.1925)
3 Kommentare:
Friedrich Merz ist der personifizierte Kapitalisten-Speichellecker:
- Vorsitzender des Netzwerks Atlantik-Brücke
- Mitglied der Trilateralen Kommission
- Gründungsmitglied des Fördervereins für die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM)
- als stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (2002-2004) hatte er mit die meisten "Nebentätigkeiten"
- zahlreiche Aufsichtsratsposten bei Banken und Konzernen
Vor gut fünf Jahren hatte Merz sein Notebook verloren. Er bedankte sich bei dem obdachlosen Finder mit seinem neuen Taschenbuch. Den Gastbeitrag vom "Strassenfeger" gibt es hier. Er ist eben ein echter "Menschenfreund".
Bevor das Almosen sonst in Koks & Nutten umgesetzt wird...
@ Eike: Für "Koks und Nutten" haben die ehrenwerten Herren stets genug Kohle in irgendeiner Portokasse - da fallen die 1,1 Millionen für den hart arbeitenden, bescheidenen Herrn Merz nicht ins Gewicht. ;-)
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