Mittwoch, 3. Januar 2018

Über Korruption und ausbleibende Selbsterkenntnis


In der zweiten Dezemberhälfte ist leider einiges liegen geblieben, das ich aber nicht einfach im Kielwasser des Narrenschiffes zurück- und untergehen lassen möchte, so dass ich heute drei ausgewählte Meldungen kurz kommentiere.

1. Die korrupte Bande

"Spenden" von Privatpersonen, Unternehmen, Verbänden und anderen Organisationen machen einen nicht unerheblichen Teil der Parteienfinanzierung in Kapitalistan aus. So berichtete die FR kürzlich:

Im Wahljahr 2017 haben die CDU und die FDP mit Abstand die meisten Großspenden von Wirtschaftsunternehmen und vermögenden Gönnern erhalten. (...) / Aus Sicht des Vereins Lobbycontrol sind die bisher öffentlichen Zahlen allerdings nur ein "Bruchteil" der tatsächlich geflossenen Großspenden. Der Löwenanteil werde erst Mitte 2019 bekannt, wenn die Rechenschaftsberichte der Parteien für 2017 veröffentlicht werden.

Nun fragt sich ein unwissender Mensch wie ich natürlich, aus welchen Gründen man einer politischen Partei, die ja ohnehin schon fürstlich mit Steuergeldern gemästet wird, noch zusätzlich "Spenden" – noch dazu in solch absurden Höhen, die jede soziale Hilfsorganisation in Jubelstürme ausbrechen ließe – zukommen lassen sollte; und weshalb zur Hölle nicht peinlich genau und vor allem zeitnah darüber Rechenschaft abgelegt werden muss. Die Antwort liegt indes klar auf der Hand: Es geht um schnöde Korruption, die man aber im goldenen Westen natürlich nicht so nennen darf. So etwas Schändliches gibt es schließlich nur in Afrika oder anderen Ländern, deren Regierungen hierzulande beharrlich als "Regime" bezeichnet werden – nicht aber im freiheitlich-demokratischen Paradies mit seinen rechtsstaatlich fundierten "Regierungen".

Derweil wüsste ich ja zu gerne, wer da alles wieviel Geld gezahlt hat, um sich beispielsweise die asoziale, menschenfeindliche "Agenda"-Politik zur Zwangsverarmung ganzer Bevölkerungsteile zu kaufen. Ich werde es wohl nie erfahren.

2. Hartz-Terror für Frankreich

Der französische Präsident Macron, der hierzulande von der Kuhpresse nach wie vor beharrlich als "Linksliberaler" bezeichnet und beschrieben wird, will den in Deutschland erprobten und aus Sicht der "Elite" für sehr gut befundenen Hartz-Terror nach Frankreich importieren. Bei n-tv war zu lesen:

Arbeitslosen in Frankreich drohen nach einem Pressebericht künftig drastischere Einschnitte. Nach Informationen der Zeitung "Le Canard enchaîné" sollen ihnen die Zuwendungen künftig deutlich schneller gekürzt werden, wenn sie sich nicht ausreichend an der Jobsuche beteiligen. (...) / Macron will im kommenden Jahr den Umbau der Arbeitslosenversicherung in Angriff nehmen, nachdem er in diesem Jahr bereits den Kündigungsschutz und die 35-Stunden-Woche gelockert hatte.

Solche soziale Wohltaten kann der Bevölkerung in der Tat nur ein "Linksliberaler" bescheren, das kennen wir ja vom korrupten Herrn Schröder und seinen üblen SpießgesellInnen aus der SPD und der Grünpartei bis zum Erbrechen. Nun sind also die bedauernswerten französischen Nachbarn an der Reihe – und die kapitalistische Kampfpresse lobt wie von Sinnen den "Reformwillen" jenes verkommenen Schlips-Borg bzw. Schröder-Klons: Allein die Bezeichnung "Umbau der Arbeitslosenversicherung" ist ein ebensolcher Schlag ins Gesicht jedes denkfähigen Menschen wie die Schröder'sche Formulierung "Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe", die bekanntlich nichts anderes bedeutete als die ersatzlose Abschaffung der ehemaligen Arbeitslosenhilfe bei gleichzeitiger rigoroser Verschärfung der Sozialhilfegesetze.

Das ist alles so absurd, so überaus schrill, dass ich gar nicht anders kann als auf den folgenden Bericht hinzuweisen, den die versammelte Bagage der korrupten Kapitalisten jedoch nie verstehen oder gar verinnerlichen wird – das ist so sicher wie der Geisterglaube in der Kirche (zumal die meisten kapitalistischen Täter ohnehin sehr genau wissen, was sie da anrichten).

3. Der Griff an die eigene Nase

Mal ehrlich: Wir glauben doch alle irgendwie, dass wir sehr genau wissen, weshalb wir uns eine Meinung über diverse Dinge und Begebenheiten bilden. In einigen Fällen mag das auch zutreffen – keineswegs aber in allen, wie ich im Dezember bei spektrum.de erfuhr:

Wir halten uns im Allgemeinen für gut informiert und haben zu vielen Dingen eine feste Meinung. Doch wenn wir die Welt erklären sollen, geraten wir schnell ins Stottern. Der Grund: systematische Selbstüberschätzung!

Diesen äußerst lesenswerten Text lege ich allen LeserInnen und MitbloggerInnen sehr ans Herz und rate eindringlich dazu, sich öfter mal an die eigene Nase zu fassen, bevor man allzu laut die wie auch immer erlangte Überzeugung kundtut. Das betrifft mich selbst natürlich ganz besonders, da ich hier oft genug mein Maul weit und laut aufreiße und dabei gelegentlich auch bösen Schiffbruch erleide. Wenn es also so etwas wie einen "Vorsatz" fürs angebrochene Jahr für mich gibt, dann ist es dieser: Weniger Ekstase, dafür mehr Selbsterkenntnis.

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Ecstasy



(Gemälde von Hans Hofmann [1880-1966] aus dem Jahr 1947, Öl auf Leinwand, Berkeley Art Museum, Los Angeles, USA)

19 Kommentare:

Troptard hat gesagt…

Hallo Charlie,

zu Deinem letzten Punkt " Der Griff an die eigene Nase !"

Zunächst meine Vorurteile gegenüber Psychologen und dies durchaus aus eigener Erfahrung: Sie verstehen es sehr gut, individuelles Leiden vom gesellschaftlichen Umfeld zu trennen und als individuelle Wahrnehmungsstörung zu denunzieren.

Erich Fromm hat es mal so formuliert, dass die vorherrschende Psychologie nicht darin besteht dem Individuum zu helfen, gesellschaftliche Zwänge zu erkennen und ihm zu helfen sich daraus zu befreien, sondern weitgehend darin, sich an diese anzupassen.

Was den Artikel auf Spektrum.de betrifft, so wäre es mir lieber, wenn Du Deine Selbsterkenntnis nicht daran ausrichtest, sondern Deine bisherige Dynamik beibehalten würdest, auch wenn sie manchmal über das Ziel schiessen sollte.

Für mich absolut kein Problem!

Was für mich dann wirklich ein Problem ist, dass dieser Psychologe für mich da ganz geschickt die Ebenen verschiebt.

Die Unmöglichkeit alles gesellschaftliche Wissen in einer Person zu vereinigen wird zugleich dafür genutzt, die Wahrheitsfähigkeit des Denkens zu diffamieren. Daran, dass das Wissen in einer technisierten, arbeitsteiligen Gesellschaft notwendigerweise für das einzelne Subjekt beschränkt bleiben muss wird dazu genutzt, auch die gesellschaftlichen Verhältnisse als sehr Komplex und eigentlich als undurchschaubar darzustellen.

Ich höre hier erstmal auf und freundschaftliche Grüsse.

Anonym hat gesagt…

zu 2.
Hartz IV flächendeckend in Europa bzw. Vereinigten Staaten von Europa nach bewährtem Muster Deutschland.
Somit wäre die Hoffnung auf menschengerechte Veränderungen dahin und die deutsche Sozialpolitik verständlicher. Verständlich ebenso, weshalb Regierungen ihre Polizeikräfte umstrukturieren und auf die eigene Bevölkerung hetzen. Den Rest erledigen Überwachungsstrukturen sowie staatliche Behörden, die über Leben oder Tod entscheiden – in Deutschland noch Jobcenter genannt.
Wird noch schlimmer abgehen. Ich denke dabei an das Herantasten zum BGE sowie die zu erwartende Einstellung des Bargeldes. Bedingungslose Abhängigkeit.
Liebe Grüße – Volker

jakebaby hat gesagt…

"Daran, dass das Wissen in einer technisierten, arbeitsteiligen Gesellschaft notwendigerweise für das einzelne Subjekt beschränkt bleiben muss wird dazu genutzt, auch die gesellschaftlichen Verhältnisse als sehr Komplex und eigentlich als undurchschaubar darzustellen."
Unter anderem auch richtig. ;-)

Vor 35-40 Jahren kam ich nach goebstprimitiver Erkenntnis zu "Alles Scheisse"
Heute, nach etwas mehr Input "Alles Scheisse" ...
Was ich noch nicht weis macht den Scheiss sicherlich auch nicht besser.
Zu komplexes oder undurchschaubares gibts gar nicht, bei der unverschaemten Offensichtlichkeit welche heutzutage ueberschwaenglich exebitioniert wird.

Bringt aber alles nix. .. Se dark Force ist schlichtweg immer besser im Marketing!

Gruss
Jake

jakebaby hat gesagt…

"Was den Artikel auf Spektrum.de betrifft, so wäre es mir lieber, wenn Du Deine Selbsterkenntnis nicht daran ausrichtest, sondern Deine bisherige Dynamik beibehalten würdest, auch wenn sie manchmal über das Ziel schiessen sollte."

Ich bin mir auch sicher, dass Charlie seine Selbsterkenntnis nach dem Artikel ausrichtet! ;-)

altautonomer hat gesagt…

OT: G20-Prozesse.
"Die Verteidigung hat nämlich errechnet, dass sich, wenn die Angaben der Einsatzkräfte zu den Steinwürfen ("katzenlopfgroße Quader")stimmen, unter den Demonstranten mehrere Weltmeister im Kugelstoßen befunden haben müssen."

jakebaby hat gesagt…

Mitm Hammerwurf kannste sogar Loewenschaedel heftig abziehn.

altautonomer hat gesagt…

Noch ein OT: Das Jahr ist noch keine 4 Tage alt und schon liefert -na wer wohl? - einer das Arschlochzitat des Jahres 2018:
"Diejenigen, die sich dieser Tage tief im querfrontalen Kampf verstricken, die viel Energie in Diskussionen zu Sahra Wagenknecht, Oskar Lafontaine oder Ken Jebsen stecken, gehen damit also ihrerseits eine Querfront mit dem Wirtschaftsliberalismus ein – mit dem größten Kontrahenten, den die Linke hat."

Fakt ist: "Ich will, dass beide ›Lager‹ (Linke und Rechte, Anm. d. altautos) erkennen, dass sie extreme Schnittmengen haben. Um miteinander zu arbeiten, nicht gegeneinander, und diese überschüssige Energie positiv nutzen können« (im Ken-FM-Jebsen-Video »Klarstellungen zu den Friedensmahnwachen«).

jakebaby hat gesagt…

altautonomer,

Genau!
Frag mal Rechte bis Nazis ob sie denn wohl Querfronten mit Linken eingehen moechten.
Versuch mal auf Rechten bis Nazi Seiten was Linkes zu posten. .... etc.

Es sind nahezu ausschliesslich sogenannte Linke(Querfrontpopulisten), welche standhafte Linke an ihren Pranger stellen, weil die keinesfalls mit Rechten/Nazis kopullieren moechten und somit kontraproduktiv zu ihrem Querfrontdreck stehen.

Diesbezueglich ein Musterbeispiel kuerzlich by Charlie gepostet. "Sie bedienen gerade die anti-rechten Reflexe jenes rigoros antikapitalistischen Milieus, zu dem die Mainstream-Medien keinen Zugang haben, und dienen damit den Interessen von Großkapital und Kriegstreibern auf geradezu lächerlich offensichtliche Weise." https://www.rubikon.news/artikel/mit-links-in-die-politische-bedeutungslosigkeit

Diese Scheiss linken Linken wollen einfach nicht Querfronteln um mit rechten Rechten und deren Goettern die Welt zu heilen.

Gruss
Jake

Troptard hat gesagt…

Hallo Altautonomer,

2018 wird die ausserparlamentarische Linke einen weiteren Schritt in ihre Bedeutungslosigkeit gehen.

Bei Telepolis wagt Meinhard Creydt mit seinem Text "Wie denkt Deniz Yücel?" nicht nur eine Abrechnung mit einem Abwesenden, der sich nicht verteidigen kann und den er als Antideutschen einsortiert, zugleich einen Rundumschlag gegen "Konkret, Taz, Jungle World" sowie gegen einzelne Autoren wie Robert Kurz (verstorben, Krisis und Exit, Anm. Troptard) sowie Wiglaf Droste, eben auch alles Antideutsche.

Ich bin ja einiges gewohnt und nicht so leicht zu überraschen, aber inzwischen übertrifft das sogar mein Vorstellungsvermögen, was da abläuft..

Bitte selber lesen!
Wie denkt Deniz Yücel?
03. Januar 2018 Meinhard Creydt

altautonomer hat gesagt…

Hallo Troptard! Das ist schon sehr provokant, was der Herr Creydt da schreibt. Woher weiss der das alles, insbesondere, die Zuordnung von Personen zu den Antideutschen.

Seit Tagen, konkret, seit ich den Namen Chris Tall bei Stefan Rose gelesen habe, der ihm den Ronny des Monats verliehen hat, trage ich mich mit dem Gedanken, einen Gastbeitrag über diesen Comedian zu schreiben. Nicht, weil es ein politisch pubertierender, völlig primitiver Spinner ist, sondern weil dieses 24-jährige Milchbübchrn immer größere Reichweite erlangt. Bei 1 Live XXL bekam er Standing Obvations von 14.000 Gästen ("Heute brennt hier die Hütte, "Chris-Tall-Nacht"), er war nicht nur mehrfach bei Raab, sondern auch bei Lanz neben Renate Künast (die es unterließ, ihn einzutüten) und hat auf Youtube bei einem Video inzwischen fast 11 Mio. (Siehe unten!) Aufrufe. Seine Spezialität: Witze über Behinderte, Schwarze und andere Randgruppen mit der Begründung, keine Witze über diese Minderheiten zu machen, sei echter Rassismus. Er garantiere Gleichbehandlung. "Sind Rollstulfahrer hier, bitte mal aufstehen!"

Was mich aber mehr erschreckt, ist die jeweilige Reaktion des Vergnügungspöbels "ab 6.45 wird zurückgelacht" und die Präsenz dieses Affen in den öffentl.-rechtl. Medien.
Da stößt dere Kampf gegegn Rassimus an seine Grenzen und man möchte bei so veil Resonanz resigniert die Hände in den Schoss legen.

Auf die Gefahr hin, dass der Käptn schlagartig kreisrunden Haarausfall bekommt, wage ich es unverschämterweise, ein Viedeo zu posten:

https://www.youtube.com/watch?v=nwAL06N3XX4

Troptard hat gesagt…

Hallo Altautonomer,

60 Sekunden dieser pupertierenden Hohlbirne haben mir gereicht.

Und das passt doch alles gut zur reaktionären Wende. Die Menschen sind es einfach leid, sich ihres Verstandes zu bedienen. Der Bauch führt die Diktatur über den Verstand. Die viel gepriesene Aufklärung, nur noch ein verwesender Leichnam.

Das war es dann wohl. Von wegen immer diese Apokalyptiker. Da manifestiert sie sich die Apokalypse. Und ich empfehle jedem, sich eine sichere Deckung zu suchen, wenn das verbale Ressentiment nicht mehr reicht und das bürgerliche Subjekt nach Taten schreit.



jakebaby hat gesagt…

aa,

"Darf er das?" ist das Schwesterchen des politischen "Das wird man doch wohl noch sagen duerfen" unter dem Deckmaentelchen der Comedy.

Tall hat sicherlich das Wesen und die Groessen amerikanischer Comedy bis zum Erbrechen studiert und schlachtet derart verbale Immunitaet rigoros aus.
Aber selbst wenn hier(US) Comedians so ziemlich alles loslassen duerfen als auch tun, fuer was man ansonsten auf den Hut bekaeme, hat doch jeder seinen Platz, seine No no's ... diverse Grenzen, welche er rein dezent, intelligent und gegeben moralisch nicht uebertreten wird. Wenn er mal ausrutscht kann das durchaus schmerzhaft sein. ...

Tall erlaubt sich schlichtweg alles in einer Person. Dieser grob primitive Opportunismus wird ihm in einem ebenso veranlagten Deutschland mit Erfolg gedankt.

Gruss
Jake



jakebaby hat gesagt…

Creydt Vergleich:
".... auch dann eine lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur nennen darf, ..." etc.
Antideutsch geht sowas natuerlich ueberhaupt nicht. Ansonsten darf sich ein Kim Jong Un/Missfelder-Mischling ueber Schwarze, Behinderte, Stotternde, Frauen .. etc. ruhig lustig machen.

Ohh Pot, hab ich die lustige Fettbacke gerade mit Kim&Philipp verglichen ..

altautonomer hat gesagt…

Troptard und jake: Wenn ich an das Riesenpublikum denke, das in Scharen in die Veranstaltungshallen strömt, dazu die 11 Mio., die allein in @de sein Video angeklickt haben (rd. 14 % der Bevölkerung)mache ich mir ernsthaft Sorgen, was all diese anrichten werden, wenn man sie erst mal von der Kette läßt. Die Auftritte von C. T. in 2018 sind bereits seit Monaten ausverkauft. Die Schafe laufen sich schon mal warm.

altautonomer hat gesagt…

Ergänzung: Es ist wieder so weit, dass man sich kollektiv über Verbrechen der Nazis und die düstere Epoche der Deportation und Sklavenhaltung von Afrikanern mit Finanzierung von Fernsehzwangsgebühren lustig machen darf.

Chris Tall: "Da es dunkel im Saal ist, dehe ich keine Schwarzen, doch da hinten sitzt ein weißer Pullover. Bestimmt aus Baumwolle. Wer pflückt, darf sie auch tragen."



jakebaby hat gesagt…

aa,

Die Dummdeutschen haetten die letzten 2mal mit Sicherheit auch eine extrem widerliche, gegeelte Lederhose gewaehlt. %te?

By the Way ... I've got a Trump!!

Charlie hat gesagt…

@ Altauto et al.: Ich kannte diesen Kristall-Idioten vor Deinem Posting gar nicht. Nach meiner Einschätzung, die einzig auf dem von Dir verlinkten Video beruht, bewegt der sich auf derselben intellektuellen Stufe wie Mario Barth oder irgendeine andere Nacktschnecke und ist daher nicht weiter ernst zu nehmen. Die Dummen, Fiesen und Populisten haben - keineswegs nur in Deutschland - schon immer die Stadien gefüllt - daran hat sich bis heute nichts geändert.

Ob Du nun ein Helene-Fischer-Konzert, einen CSU-Parteitag oder das dümmliche Genöle irgendwelcher Komödianten bemühst: Dort findest Du stets dieselbe hirnlose Masse, die in erster Linie "Spaß" will und das eigene Gehirn eher ungern bemüht. Daraus nun einen allgemeinen "Trend" abzuleiten, den es ja schon immer gab, halte ich für sehr gewagt.

Der üble und wirklich gefährliche Rechtsruck findet derweil in der Politik statt: Dagegen ist die Bespaßungsmaschinerie der kapitalistischen Ablenkung doch eher harmlos.

Liebe Grüße!

altautonomer hat gesagt…

Charlie: Ich würde mit der Theorie von der Besetzung der Gehirne durch die Kulturindustrie mehr differenzieren. M. Barth ist die Ikone der Frauenfeinde, die ich ja auch in Kleinbloggersdorf finde. Helene Fischer bedient keine rassistischen Stereotype und reklamiert für sich eher ein seichtes Unterhaltungsgemisch aus Heimatliebe und kitschiger Romantik. C. Tall hebt sich davon extrem ab, indem er als nichtehelicher Sohn von Th. Sarrazin Rassismus und Behindertendiskriminierung als Mut zum Tabubruch stilisiert. Das ist neu und qualitativ ebenfalls ein Unterschied..

Und es ist auch ein Unterschied, ob die Videos von Mario Barth nicht einmal über 500.000 Aufrufe haben, was ja auch schon schlimm genug ist, dagegen der aktuelle Ch. Tall bei 11 Mio allein bei einem einzigen YT-Video liegt. (Helene Fischer kommt mit keinem Video über 1,5 Mio.)

Die durch die sogenannte Kulturhegemonie bestehende Herrschaftsform ist me. E. nicht zu unterschätzen. Von Rechtskonservativ wurde in den 50er und 60er Jahren die Kulturhegemonie der USA angesichts der Pop- Rock- und Soul Musik gegeißelt. Danach kam dann der von links kritisierte Cola-Kolonialismus mit seinem Markenfetisch (Mac Donalds, Nike etc.).

altautonomer hat gesagt…

Charlie: Chris Tall tritt am 26.01.2018 im linken Kulturzentrum Bahnhof Langendreer auf. Die Veranstaltung ist seit Wochen ausverkauft. In der Geschäfsleitung des Bahnhofs sitzen heute noch zwei ehemalige Autonome.