Dienstag, 14. Juni 2011

Die Groteske des Geldsystems geht einfach weiter: Über "Staatsschulden" und deren "Tilgung"

Eine hohe staatliche Schuldenquote zeugt mitnichten von einem baldigen Staatsbakrott. Denn aus der Quote allein lässt sich kaum etwas herauslesen. Ebenfalls von erheblicher Bedeutung ist, bei wem und in welcher Währung ein Staat in der Kreide steht. Auch hat Schuldentilgung mitnichten immer Priorität: Investieren ist häufig sinnvoller als Tilgen, vor allem, wenn die Schulden nur moderat ansteigen.

(Weiterlesen - auf eigene Gefahr)

Anmerkung: Die Financial Times Deutschland, in der gelegentlich ja auch sehr lesenswerte Texte zu finden sind, übertrifft die Propaganda der üblichen Verdächtigen (Tagesschau, Spiegel etc.) hier bei weitem: Selbstverständlich ist der Zeitung bekannt (so sollte es zumindest sein), dass kein Industrieland dieser Welt seit 1945 auch nur einen Cent der "Staatsschulden" zurückgezahlt hat - und dies auch zukünftig im Rahmen dieses Geld- und Wirtschaftssystems niemals tun wird. Gezahlt wurden und werden nur die Zinsen und Zinseszinsen - die sich inzwischen aber auf einem so hohen Niveau bewegen, dass auch diese Zahlungen immer poblematischer werden, da sie einen immer größer werdenden Teil der staatlichen Einnahmen beanspruchen.

Wer also im Rahmen dieses Systems ein "Weiter so!" proklamiert und die Staaten einfach ständig weiter "moderat" [sic!] Schulden machen lassen will, schickt das gesamte System - bewusst oder unbewusst - in den unausweichlichen Kollaps. - Natürlich ist auch das von der neoliberalen Bande so geschätzte "Sparen", womit Kürzungen gemeint sind, kein Ausweg aus dieser Misere. Auch dieser Weg führt im Rahmen des Systems zwangsweise in den Kollaps - mit dem kleinen Unterschied, dass in der neoliberalen Variante die Superreichen viele Besitztümer und auch Macht wohl behalten dürfen.

Vor dem Hintergrund, dass Staatsschulden überhaupt keine realen Schulden sind, da bei einer Kreditvergabe durch private Banken lediglich virtuelles Geld neu erschaffen wird, wird der hanebüchene Vorgang etwas klarer. Wer hat sich nicht schon einmal selbst gefragt, wieso diese "großzügigen Kreditgeber" unserem Staat immer wieder neues Geld leihen, wenn sie es doch niemals zurückbekommen werden?

Im Jahr 2010 betrugen die jährlichen Zinszahlungen des Bundes an private Banken bereits 63,2 Milliarden Euro (!) - heute ist dieser Betrag bereits auf 91,6 Milliarden gestiegen. Wie der "Bund der Steuerzahler" (ebenfalls eine sehr zwielichtige, neoliberale Institution) schreibt, werden momentan dem deutschen Staatshaushalt in jeder Sekunde 2.003 Euro entzogen, die auf den Konten der Superreichen landen.

Ein sehr vereinfachtes Beispiel: Nehmen wir einmal an, Sie leihen sich 1000 Euro bei einer Bank zu einem festen Zinssatz von jährlich 5%. Sie zahlen den ursprünglichen Betrag aber nicht zurück, sondern nur die Zinsen - müssen also jedes Jahr 50 Euro an die Bank überweisen. Nach 20 Jahren hätten Sie also wieder 1000 Euro an die Bank gezahlt - aber die ursprünglichen Schulden hätten Sie weiterhin, so dass Sie (und nach Ihrem Tod Ihre Nachkommen) bis in alle Ewigkeit jedes Jahr 50 Euro weiterzahlen müssten, auch wenn der ursprüngliche Betrag längst wieder doppelt und dreifach bei der Bank angekommen ist. Der Staat verhält sich aber anders - er macht nämlich jedes Jahr wieder neue Schulden. Das heißt übertragen auf dieses Beispiel: Nach dem ersten Jahr kommen wieder 1000 Euro neue Schulden hinzu - also müssten Sie im zweiten Jahr schon 100 Euro an die Bank überweisen, im dritten wären es 150 Euro, im vierten 200 Euro usw. - und der Schuldenberg wächst parallel ins Unermessliche. - Merken Sie etwas? Es dauert nicht lange, bis die jährlichen Zinszahlungen die jährliche Neuverschuldung überschreiten - Sie würden also künftig nur noch deshalb neue Kredite aufnehmen, um die auch weiterhin steigenden Zinszahlungen überhaupt leisten zu können ... oder müssten jedes Jahr höhere neue Kredite in Anspruch nehmen (die auch noch höhere Zinsforderungen der Banken zur Folge hätten), wie es in der Regel die Staaten tun. - Über diesen absurden Punkt sind sämtliche Industrieländer einschließlich Deutschland schon lange hinaus.

Wir lernen also wieder einmal: Ohne eine grundlegende Veränderung des Geldsystems und einer damit einhergehenden ebenso grundlegenden Neuordnung des Wirtschaftens und Handels, das endlich jeden einzelnen Menschen und sein Wohl in den Mittelpunkt des Interesses stellen muss und nicht länger Geld, Macht und Profit einer kleinen Minderheit, kann es keine friedliche, humanistische Lösung dieser Farce geben. Das lässt sich auch an der Vergangenheit zeigen - der letzten "Stunde Null" des Kapitalismus ging bekanntlich ein verheerender Weltkrieg inklusive noch verheerenderer faschistischer Diktaturen in vielen Nationen voraus, von denen die deutsche freilich die mit Abstand schlimmste und - leider - vehementeste war.

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