Mittwoch, 7. September 2011

Mit Neusprech zur Vollbeschäftigung

Wer Unpopuläres verkaufen will, der muss sich etwas einfallen lassen. Politiker und Lobbyisten lassen sich dafür gern neue Begriffe einfallen, die vom wahren Kern des Problems ablenken sollen. Da werden dann Kriege zu humanitären Interventionen, aus der Vorratsdatenspeicherung wird die Mindestdatenspeicherung und das unbeliebte Hartz IV soll durch einen neuen Namen ein besseres Image erhalten. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), die von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie finanziert wird, knöpft sich nun den Niedriglohn vor: der sei eigentlich ein Einstiegslohn, findet die INSM und versucht das auch gleich mit einem passenden Gutachten zu belegen.

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Anmerkung: Das alte perfide Spiel in immer neuen Variationen. Eine hübsche, aber keineswegs vollständige Auswahl für die neoliberalen Versuche, ihre klar bürger- und gesellschaftsfeindlichen Handlungen durch manipulierende Begriffe oder Bezeichnungen zu verschleiern, findet man unter neusprech.org.

Im Telepolis-Artikel werden auch einige alarmierende Zahlen genannt, die belegen, wie massiv sich die Ausbeutung in Deutschland durch den so genannten Niedriglohnsektor bereits ausgebreitet hat - und weiter ausbreitet. Erst gestern habe ich auf ein krasses Beispiel hingewiesen, wie diese Ausbreitung im Privatfernsehen propagandistisch begleitet wird.

Das Ziel der ganzen Veranstaltung - die Verarmung und Ausbeutung der so genannten Mittelschicht - wird dabei nur allzu deutlich sichtbar, wenn man genauer hinschaut. Dennoch wird die Propaganda - auch mit der Hilfe der "seriösen Medien" - weiter ungebremst auf uns einprasseln. Irgendwelche Zeichen für eine Korrektur oder gar Änderung des Kurses sind nirgends zu entdecken.

Ich warte nun mit Spannung auf den Tag, an dem im ersten Tagesschau-Beitrag oder Artikel der Süddeutschen oder FAZ genauso selbstverständlich von "Einstiegslöhnen" schwadroniert wird wie im Zusammenhang mit den Hartz-Gesetzen heute längst "Arbeitsmarktreformen" herbeifantasiert werden oder aus der Finanzkrise der privaten Banken scheinbar über Nacht plötzlich die "Schuldenkrise des Staates" wird. Derlei Beispiele gibt es so viele.

Lassen wir uns nicht länger an der Nase herumführen - soll sich diese Bande ihre "Einstiegslöhne", ihre "Reformen", ihr virtuelles Geld, ihre Krisen, ihr ganzes kapitalistisches System doch in den Enddarm einführen und per One-Way-Ticket zum Mond reisen. Es reicht. Oder, um es frei nach Udo Lindenberg zu formulieren: Schlips-Borg "verpisst euch, keiner vermisst euch."

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