Mittwoch, 7. September 2011

Kapitalismuskritik und die Folgen

(...) Die Grundsatzfrage lautet: Will man das System umfänglich privatwirtschaftlichen Akkumulierens beibehalten oder nicht? Und wenn man es nicht will, was dann?

Darauf gibt es keine leichten Antworten; es ist dies, mit Brecht, das Einfache, das so schwer zu machen ist. Die scheinbar leichte Antwort: Kapitalismus ja, aber bitte ohne Arbeitslose und Finanzkrisen, ist keine. Da muss [man] gar nicht ins "Kapital" sehen, ein Geschichtsbuch reicht: Die Krise, das Ausbeuten gehören zum System wie der Stuhlgang zum Essen. Wer die Welt, in der er und seine Kinder leben, anders haben will, der muss bereit sein, sich eine Welt ohne die Deutsche Bank zu denken. Wer das nicht will, weil er dem Fernsehen glaubt, wonach derlei etwas mit Mauer und Gulag zu tun hat, der soll dann aber auch aufhören zu heulen. (...)

Aber über Sozialismus – ganz einfach definiert als weniger Armut durch weniger Reichtum – muss man reden, wenn man nicht will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist.

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Anmerkung: Ein bemerkenswerter Kommentar, den N24 vom European übernommen hat. Besonders die folgende Passage hat es mir angetan - dem ist nichts weiter hinzuzufügen:

"Wem die Erinnerung an den realen Sozialismus dabei nicht behagt, der hat nur zwei Möglichkeiten: Entweder er bleibt bei dem 'Nie wieder!', wie es ihm sein Bundespräsident zum Jubiläum des Mauerbaus, selbigen stiekum zu Auschwitz machend, vorgebetet hat und wartet auf den moralisch revidierten, echt sozialdemokratischen, niemanden um seine Doppelgarage bringenden Kapitalismus, auf die Gefahr hin, dass er da lange warten kann. Oder er setzt sich hin und überlegt sich, ob die Welt Großbanken und Versicherungskonzerne tatsächlich braucht, und verabschiedet sich erst einmal von dem blindwütigen, geifernden, bornierten Antikommunismus, der in der BRD eine Art Staatsreligion ist und den selbst Thomas Mann für die 'Grundtorheit der Epoche' hielt."

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