Samstag, 25. Mai 2013

Song des Tages: Froschmann




(Heinz Rudolf Kunze: "Froschmann", aus dem Album "Korrekt", 1999)

Draußen im Garten, am Grunde des Pools
wartet der Froschmann, wartet der Froschmann

Er zieht mich hinunter am hellichten Tag
unter den Augen der Frühstücksfamilie

Zucken und Gurgeln - ich reiße die Arme
wie betend empor, den Himmel zu kratzen

Die Spitzen der Finger durchstoßen nicht einmal
die Wolken des Wassers, die reglose Fläche

Draußen im Garten, am Grunde des Pools
wartet der Froschmann, wartet der Froschmann

Er beißt meine Beine unter all euren Augen
Schneeflocken im Tee, Herbstblätter im Toaster

Und du meinst tatsächlich, es spielt eine Rolle
dass kein Wasser im Pool ist - seit Jahren nicht mehr

Draußen im Garten, am Grunde des Pools
wartet der Froschmann, wartet der Froschmann

Da kann ich nur lachen - das spielt keine Rolle
nicht einmal die Frage, ob in unserem Garten

Jemals ein Pool war - das spielt keine Rolle
doch nicht für den Froschmann, nicht für den Froschmann

Draußen im Garten, am Grunde des Pools
wartet der Froschmann, wartet der Froschmann


3 Kommentare:

oBrien hat gesagt…

der absturz der mittelschicht als song und plattencover, auch mal ne schöne idee. der mittelschichtspießer in handschellen auf platz 1, vogel strauß mit kopfhörern ("ich bekomm nix mit") auf platz 2 und der bulle in voller bürgerkriegsmontur auf platz 3: der kunze is ein prophet. hätt ich dem gar nicht zugetraut. danke für dieses juwel!

Charlie hat gesagt…

@ oBrien: Der Kunze wird meistens völlig unterschätzt - ich verweise da nur mal exemplarisch auf seine literarischen Programme wie "Der Golem aus Lemgo". Und er kann auch sehr deutlich werden wie der folgende Song aus dem Jahr 1986 zeigt:

In der Sprache die sie verstehn

Sie schließen ihre Blutsaugerbanken
sie riegeln unsre Seehäfen ab
sie wissen: was der Mensch zum Leben braucht,
wird genauso schnell wie Zukunft knapp

Sie gehen in der Nacht außer Landes
die Koffer voll von unserem Geld
ihre Freunde drucken Lügen doch sie wissen sie sind Diebe
in den Augen der ganzen Welt

Sie trainieren ihre hungrigsten Truppen
an der Grenze von Hon-du-ras
kein Tag frei und keine Frauen, dazu jede Nacht Alarm
sie pumpen jeden Mann voll Hass

Die Mörder unsrer wehrlosen Kinder
sind von ihnen in Dollar bezahlt
unser wehrloser Sieg wird an den Börsen des Bluts
in den düstersten Farben gemalt

Wie lange wolln wir noch warten
wie weit sie wirklich gehn
reden wir endlich in der einzigen Sprache
mit ihnen die sie verstehn
in der Sprache die sie verstehn


Wenn wirs wagen, einen Bischof zu fragen
ob die Bibel nur am Sonntag spielt
sind wir Moskaus rote Knechte jeder Schritt von uns ein Schuss
in das Herz der freien Welt gezielt

Wie lange wolln wir noch warten
kein Wunder wird geschehn
der Tod ist für immer
doch der Tod ist nicht schlimmer
als ihren Sieg zu sehn

Wie lange wolln wir noch warten
wie weit sie wirklich gehn
reden wir endlich in der einzigen Sprache
mit ihnen die sie verstehn

In der Sprache die sie verstehn.

Liebe Grüße!

Manou hat gesagt…

Cooler Text! Allerdings 1986 ist lange her. Kunze... das ust doch ein großer Freund vom Wulff.