Einmal sollte man seine Siebensachen
Fortrollen aus diesen glatten Gleisen.
Man müsste sich aus dem Staube machen
Und früh am Morgen unbekannt verreisen.
Man sollte nicht mehr pünktlich wie bisher
Um acht Uhr zehn den Omnibus besteigen.
Man müsste sich zu Baum und Gräsern neigen,
Als ob das immer so gewesen wär.
Man sollte sich nie mehr mit Konferenzen,
Prozenten oder Aktenstaub befassen.
Man müsste Konfession und Stand verlassen
Und eines schönen Tags das Leben schwänzen.
Es gibt beinahe überall Natur,
– Man darf sich nur nicht sehr um sie bemühen –
Und so viel Wiesen, die trotz Sonntagstour
Auch werktags unbekümmert weiterblühen.
Man trabt so traurig mit in diesem Trott.
Die andern aber finden, dass man müsste ...
Es ist fast, als stünd man beim lieben Gott
Allein auf der schwarzen Liste.
Man zog einst ein Lebenslos "zweiter Wahl".
Die Weckeruhr rasselt. Der Plan wird verschoben.
Behutsam verpackt man sein kleines Ideal.
– Einmal aber sollte man ... (Siehe oben!)
(Mascha Kaléko [1907-1975], in: "Das lyrische Stenogrammheft. Kleines Lesebuch für Große", Rowohlt 1956; Erstausgabe in zwei Bänden: 1933 / 1935)
1 Kommentar:
Das hat Freude bereitet zu lesen, Danke!
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