Donnerstag, 14. September 2017

Der redundante Einwurf (9): Die Jugend und der übergriffige Kanzlerkandidat


Ein Gastbeitrag des Altautonomen

Vorgestern Abend hatte ich, um besser einschlafen zu können, das ZDF eingeschaltet und mir die Sendung "Klartext mit Martin Schulz" ein wenig angesehen. Dort wurde dem Kanzlerkandidaten von der Moderatorin Bettina Schausten die (Originalzitat) "Klasse 12" des Humboldt-Gymnasiums in Neumünster vorgestellt. Tatsächlich handelte es sich um den "Leistungskurs Politik" der Jahrgangsstufe 12. Dabei musste ich meine bislang optimistische Meinung über die heutige Jugend korrigieren: Angepasst und kein bisschen aufmüpfig.

Was mir aber besonders auffiel, war das autoritäre Verhalten des Kandidaten Schulz. Aus den Sozialwissenschaften kenne ich im Bereich der Formen nonverbaler Kommunikation bestimmte körpersprachliche Regeln, die situationsangemessen dem Respekt des Gegenübers geschuldet sind; zum Beispiel die Rededistanz (mindestens 1 Meter). Daneben gibt es die wesentlich größere Aggressionsdistanz und die sehr nahe Intimdistanz bzw. olfaktorische Distanz (bis hin zum oberflächlichen Körperkontakt).

Wie er es zuvor schon bei erwachsenen Gästen praktiziert hatte, setzte Schulz sich direkt neben einen jugendlichen Fragesteller, nachdem ein anderer zwangsläufig seinen Platz für den Kandidaten räumen musste. Vielleicht wollte er damit Bürgernähe und menschlichen Kontakt signalisieren, denn sein Stehpult aus durchsichtigem Acryl stand verlassen mitten in der Arena.

Schulter an Schulter saßen dann Schulz und der Gymnasiast nebeneinander. In zwei Fällen war zu beobachten, dass Schulz sogar kurz seine Hand auf die Schulter des Schülers legte. Ein derartiger Körperkontakt wäre umgekehrt nicht denkbar und dient eigentlich, abgesehen von der Übergriffigkeit, Respektlosigkeit und Dreistigkeit des Herrn Möchtegernkanzlers, nur der sozialen Kontrolle, indem klargestellt wird, wer in der Hierarchie "oben" und wer "unten" steht (ab Minute 30:31 hier zu sehen).

Vielleicht waren die Jugendlichen auch einfach nur überrumpelt. Außerdem wird ihnen von Eltern und Schulpersonal ja permanent eingetrichtert, immer schön höflich zu bleiben, wenn eine "wichtige Person aus der politischen Elite" Platz fordert.

NEU IM DUDEN ab 2018: "Jemanden anschulzen". Worttrennung: "an|schul|zen" = Sich jemandem auf plump-vertrauliche Weise nähern.

Ich resümiere erfreut: Schulz ist bereits politisch tot, er ist nur zu faul zum Umfallen.


2 Kommentare:

altautonomer hat gesagt…

Diese Kommentare würde ich mir am liebsten einrahmen:

https://twitter.com/spdde/status/907312363312963591

Ach tut das gut, so etwas zu lesen.

Charlie hat gesagt…

@ Altauto: Bei aller Liebe - aber ein Link zu Twitter (oder Facebook & Co.) ist so ziemlich das Letzte, was ich hier sehen möchte. Daran ändert auch der Inhalt nichts. Ein Screenshot oder einfache Zitate hätten den Zweck besser erfüllt.

Liebe Grüße!