Donnerstag, 18. März 2010

"Elite": Spätkapitalistische Dekadenz

(...) All diese Entwicklungen haben Führungskräfte der Gesellschaft zu verantworten. Nicht marodierende Hartz-IV-Empfänger ziehen nachts zu den Baustellen und entwenden die Stahlträger, das wäre angesichts der Größe und der Menge der "verschwundenen" Armierungen auch gar nicht möglich. Auch die Berliner S-Bahn wurde nicht von volltrunkenen Sozialhilfeempfängern mit leeren Bierdosen lahmgelegt und die Verschweigetaktik der katholischen Kirche war ebenfalls von oben angeordnet. Kein arbeitsunwilliger Schulabbrecher kann Mehrwertsteuersenkungen oder Ministerpräsidenten-Termine im Internet verkaufen, auch hier sitzen die Verantwortlichen in den Spitzenstellungen der Gesellschaft.

Ist das vielleicht die "spätrömische Dekadenz" von der der Althistoriker Dr. Westerwelle neulich gesprochen hat? Gibt es hier - auch bei den Steuerbetrügern im oberen Spektrum der Gesellschaft - die Vorstellung vom "anstrengungslosen Wohlstand", der zulasten anderer erzielt und genossen werden soll?

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Anmerkung: Ein schöner Satz aus diesem Kommentar lautet: "Tatsache ist, dass unsere Gesellschaft offensichtlich ein Ethik-Problem hat, dessen Ursache nicht im unteren Drittel der Gesellschaft angesiedelt ist, sondern im oberen Fünftel." Allerdings ist das nicht bloß ein ethisches Problem, auch nicht nur ein moralisches, sondern ein handfestes gesellschaftlich-politisches Problem, das nicht nur die breite Masse der Bevölkerung, sondern die gesamte demokratische Struktur bedroht (sofern man von einer solchen überhaupt noch sprechen mag).

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