Donnerstag, 20. Oktober 2011

Zur Implosion des Geldsystems

"Jede Wirtschaft beruht auf dem Kreditsystem, das heißt auf der irrtümlichen Annahme, der andere werde gepumptes Geld zurückzahlen."

(Kurt Tucholsky)


(...) Das Weltfinanzsystem ist ja seit den 90er Jahren so massiv überschuldet, dass an eine Rückzahlung der Ausstände nicht mehr zu denken ist. (...) Um die Schulden alle zu bezahlen, müssten die Steuerzahler dieser Welt Jahrzehnte Sklavenarbeit leisten. Daran ist nicht zu denken. Irgendwann werden die Schulden abgeschrieben werden müssen.

Nun aber zur Frage, wann die Ärzte den Stecker ziehen könnten. Zuerst müssen wir uns klar sein, dass diese "Ärzte" ein undurchschaubares System von globalen Banken, Rating-Agenturen, Medienkonzernen samt Hinter-, Mittel- und Strohmännern [sind], die alle irgendwie unabhängig wirken und doch dasselbe bewirken: den Glauben an unser Geld hoch halten, die wahre Natur des Geldes verschweigen und Alternativen verhindern. (...)

Heute erkennt die Welt langsam, dass diese Verträge nicht mehr erfüllt werden können. Wie so oft in der Geschichte, kommt diese Erkenntnis, die man ärgerlicherweise schon sehr lange hätte haben können, zu spät. Denn: Wenn mit jedem Kredit die Geldmenge um den entsprechenden Betrag erhöht wird, er aber mit Zins und Zinseszins zurückbezahlt werden muss, woher kommt dann das Geld für diese zusätzlichen Kosten? – Richtig: Von neuen Kreditnehmern, die ihrerseits die Geldmenge erhöhen und mit Zinskosten zusätzlich unter Wachstumsdruck setzen. Ein klassisches Schneeballsystem. (...)

Es ist klar: Die Tage unseres Geldsystems sind gezählt – und damit möchte ich die Metapher verlassen und konkreter werden. Weil wir aber auf Gedeih und Verderben von einem funktionierenden Geld abhängig sind (...), wird wohl in absehbarer Zeit ein neues globales Geld auf den Markt gebracht werden. Dieses neue Geld wird wie alle Währungsreformen eine umfassende Neubewertung der Ansprüche mit sich bringen. Zwei Beispiele: Die Ansprüche der Bürger an die Altersvorsorge in alter Währung dürften gestrichen werden, während sie über ihre Steuern die alten Staatsschulden in neuer Währung bedienen müssen, wahrscheinlich mit einigen Abstrichen. Mieten für Häuser, die mit dem alten kaputten Geld gebaut wurden, müssen nun in neuer Währung bezahlt werden, während Besitzer von abbezahlten Häusern neu eine Schuld in neuer Währung tragen müssen, wie bei der deutschen Währungsreform von 1948 geschehen.

(Weiterlesen - pdf)

Anmerkung: Dieses Thema wurde schon öfter in diesem Blog behandelt (beispielsweise hier oder hier) - verändert hat sich an der Situation aber natürlich nur die Verschärfung der Lage durch die aktuelle Finanz- und Bankenkrise. Interessant ist der verlinkte Text vor allem deshalb, weil der Autor in recht deutlichen Worten ein Szenario malt, das nach meinem Dafürhalten ziemlich wahrscheinlich genau so von der neoliberalen Bande geplant sein dürfte. Sie hat ja bereits Erfahrung darin.

Korrekturen dieses völlig inhumanen, unbrauchbaren und ausbeuterischen Schuldgeldsystems - oder gar Alternativen dazu - wird es auch dieses Mal mit Sicherheit nicht geben, wenn es nach dem Willen der neoliberalen Bande geht. Der Autor beschreibt sehr anschaulich, wie man die neue Währung sehr schnell einführen und wild darüber lamentieren wird, dass keine Zeit zu verlieren sei und man schnell handeln müsse ... dabei liegen die Pläne doch schon lange in den Schubladen, damit eben keine öffentliche Diskussion über mögliche Alternativen aufkommt. Und so wird der Kapitalismus einmal mehr vor die Wand gefahren, um wieder bei Null zu beginnen und das gleiche Spielchen der Ausbeutung, Unterdrückung und Verarmung der Menschen einmal mehr neu zu starten.

In den Mainstreammedien kommt das gesamte Thema schlicht nicht vor - die dortige Berichterstattung liest sich statt dessen wie ein hilf- und sinnloser Erklärungsversuch einer absurden esoterischen Sektenideologie. Da wird weiter vom "Schuldenabbau" schwadroniert, was das Zeug hält - und die Tatsache, dass kein Staat der Welt seit 1945 auch nur einen einzigen Cent seiner Schulden abgebaut hat und dies auch zukünftig nicht tun kann, soll und wird, fällt einfach unter den Tisch. Da wird das System der Geldentstehung nicht thematisiert, das grotesker und skandalöser ja kaum sein könnte - und die Liste ließe sich noch um ein Vielfaches verlängern.

Derweil reiben sich die Superreichen erneut hämisch grinsend die fetten Hände, denn sie wissen: Auch nach der nächsten Implosion des Geldsystems und der Installation einer "neuen Währung" wird alles beim Alten bleiben - ihre erbeuteten Besitz- und Reichtümer werden ihnen bleiben, sie werden die Menschen weiter ausbeuten und sie in einem neuen Spiel erst langsam, dann immer schneller verarmen können - während die Menschen irrtümlich glauben, sie könnten durch ihre Arbeit wohlhabend werden oder den Wohlstand aller mehren.

Dieses kapitalistische System ist irrsinniger als jede dystopische Horrorvision, die sich ein Autor je hätte ausdenken können.

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